Sang-, klang- und lautlos: KSC steigt in die 3. Liga ab
Karlsruhe – So leise ist wohl noch keine Mannschaft im deutschen Profifußball abgestiegen. Vom schweigenden Protest seiner Fans begleitet hat der Karlsruher SC den schweren Gang in Richtung 3. Liga angetreten.
Das 1:3 (1:1) gegen den 1. FC Kaiserslautern im Südwestderby der 2. Fußball-Bundesliga geriet zu einer gespenstischen Angelegenheit. «Das war nicht schön. Aber ich kann das absolut nachvollziehen», sagte Torwart und Kapitän Dirk Orlishausen. «Wir haben in diesem Jahr in vielen Spielen zu wenig dafür getan, dass die Fans uns bedingungslos unterstützen.»
Die KSC-Anhänger, die zuletzt beim Spiel in Stuttgart fast für einen Spielabbruch gesorgt hatten, verzichteten über die gesamten 90 Minuten auf Anfeuerungsrufe für das Tabellen-Schlusslicht und demonstrierten ihren Unmut in großen Lettern: «Der größte Imageschaden für den Verein steht auf dem Rasen.» Das Plakat hing im Wildparkstadion ausgerechnet unter der Werbung für «Trauerhilfe Stier». Das Bestattungsunternehmen bleibt dem Club als Sponsor auch nach dem Abstieg treu, wie der KSC in einem Anflug von Galgenhumor vermeldet hatte: «Beistand in schwierigen Zeiten.»
Für Karlsruhe ist es bereits der dritte Absturz aus der 2. Bundesliga nach 2000 und 2012. Beim letzten Mal schaffte man unter Trainer Markus Kauczinski den Neuaufbau und wäre fast sogar wieder im Oberhaus gelandet. Das Bundesliga-Gründungsmitglied scheiterte vor erst 100 Wochen in der Relegation knapp am Hamburger SV.
Nach dem Abpfiff am Samstag trauten sich die Profis gar nicht mehr in die Fankurve. Präsident Ingo Wellenreuther verschwand im VIP-Bereich, Sportdirektor Oliver Kreuzer trat erst auf sanften Druck der Journalisten vor die Kameras und Mikrofone. Just in diesem Moment gingen in den Stadionkatakomben auch noch die Lichter aus. «Du gehörst einfach nicht mehr dazu zu den 36 Profivereinen, das ist schon bitter», sagte Kreuzer.
In der Pressekonferenz ließen die Verantwortlichen Trainer Marc-Patrick Meister alleine. Der 36-Jährige sprach von einem «großen, sehr tiefen Schmerz für die KSC-Familie. «Es drückt mich gerade zu Boden.» Meister war vom U17-Trainer und Assistenten des erfolglosen Mirko Slomka zum Interimscoach aufgestiegen. In vier Spielen holte er keinen einzigen Punkt, war aber vom KSC am Freitag mit einem Vertrag bis 2019 ausgestattet worden.
Meisters Rufe schallten oft bis auf die Haupttribüne hinauf: In der schwachen Partie waren nur die Gesänge der mehr als 3000 Anhänger aus Kaiserslautern zu hören. Vor 18 037 Zuschauern traf Kacper Przybylko bereits in der 4. Minute für den FCK. Per Freistoß markierte David Kinsombi in der 35. Minute den Ausgleich. Die weiteren Treffer der Gäste erzielten Sebastian Kerk per Nachschuss nach seinem Foulelfmeter (67.) und Jacques Zoua (87.).
«Es liegt jetzt an uns, die Fans wieder mit ins Boot zu holen und dann alles in positive Energie umzuwandeln», sagte Kreuzer. Erstmal müsse man aber die Saison «anständig» zu Ende bringen.
Mit einem Etat von etwa sechs Millionen Euro strebt der KSC den direkten Wiederaufstieg an. Der ist angesichts der bereits beschlossenen 113 Millionen Euro teuren neuen Arena quasi Pflicht. Bis 2020 soll es auf dem Gelände des jetzigen Stadions entstehen.
Fotocredits: Uli Deck
(dpa)