Rot in Rekordzeit: Pereira verschärft Nürnberger Krise

Düsseldorf – Er war nur vier Minuten dabei, übernahm im jüngsten Nürnberger Trauerspiel aber die unrühmliche Hauptrolle. Als Matheus Pereira kurz nach dem Anpfiff den Platz wieder verließ, würdigte ihn sein Trainer keines Blickes.

Die schnellste Rote Karte in der Bundesliga-Geschichte des «Clubs» brachte Boris Schommers mächtig in Rage. Zum Leidwesen des Interimstrainers erwies der Brasilianer seinem Team mit einer Tätlichkeit beim 1:2 (1:0) in Düsseldorf einen Bärendienst. «Im Profigeschäft darf dir das nicht passieren, egal was der Gegner macht. Da darfst du dich nicht hinreißen lassen», klagte Schommers, «aufgrund des Platzverweises war unser Matchplan dahin.»

Alle Hoffnungen des Köllner-Nachfolgers, dass der Tabellenletzte in seinem zweiten Spiel als Chefcoach an die gute Leistung vom 0:0 gegen Spitzenreiter BVB anknüpfen könnte, schwanden schon kurz nach dem Anpfiff. Bereits in der zweiten Minute verlor Pereira die Nerven und revanchierte sich bei seinem Gegenspieler Niko Gießelmann für ein Foulspiel. Den Schlag in den Unterleib des Düsseldorfers ahndete Schiedsrichter Sascha Stegemann nach Videobeweis mit Platzverweis. Nur einer seiner Mitspieler äußerte Mitgefühl für Pereira. «Wir müssen nicht nachkarten. Er weiß, dass es dumm war. Aber wir sind eine Mannschaft und werden ihm helfen, das aufzuarbeiten», kommentierte Torschütze Eduard Löwen (41.).

Wie schon zwei Wochen zuvor beim 0:2 in Hannover mussten die Nürnberger einen Großteil der Partie in Unterzahl bestreiten und egalisierten mit der 17. Partie ohne Sieg in Serie ihren Negativrekord aus der Abstiegssaison 2013/14. Schommers ließ offen, ob Pareira mit einer zusätzlichen Vereinsstrafe rechnen muss: «Wenn ich mir die Situation mehrfach angesehen habe und wenn ich mir die Meinung des Spielers angehört habe, werden wir reagieren. Ich will ein rundes Bild, das habe ich noch nicht.»

Es spricht für die Moral der Franken, dass sie trotz ihrer frühen Dezimierung die Partie lange offen hielten und nach dem sehenswerten Führungstor durch Löwen sogar auf ein Ende der langen Frustserie hoffen durften. Doch ein Eigentor von Abwehrspieler Ewerton (62.) und ein später Gegentreffer durch Kaan Ayhan (83.) rundeten das Bild eines gebrauchten Abends ab. «So ein Platzverweis und dann noch ein Eigentor. Das passt zu unserer Situation. Wir müssen in dieser Saison ganz viel einstecken», befand Mittelfeldspieler Hanno Behrens.

Obwohl nach 23 Spielen erst karge 13 Punkte verbucht wurden, lebt der Glaube an die Rettung weiter. «Natürlich ist das ein Rückschritt. Aber bei fünf Punkten Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz hat das noch nichts zu sagen», sagte Schommers. Ähnlich sah es Schlussmann Mathenia: «Heute haben wir uns selbst geschlagen. Aber kurioserweise haben wir noch die Chance, die Liga zu halten. Ich glaube, das gab es in der Bundesliga noch nie. Dass man mit so wenig Punkten noch in der Liga bleiben kann.»

Wie schnell man sich aus dem Keller herausarbeiten kann, stellten die Düsseldorfer unter Beweis. Nach sechs Siegen in den vergangenen zehn Spielen sind sie als Tabellen-12. vorerst aller Abstiegssorgen ledig. Gleichwohl warnte Siegtorschütze Ayhan, der sich nach dem Schlusspfiff am Mikrofon als Vorsänger für die Fans versuchte, vor verfrühter Genügsamkeit: «Auch wenn die Punktausbeute besser ist, als wir uns erträumt haben.» Trainer Friedhelm Funkel pflichtete bei: «Das war ein ganz wichtiger Schritt Richtung Klassenverbleib. Aber wir müssen noch zwei bis drei Spiele gewinnen. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir das tun werden.»

Fotocredits: Marius Becker
(dpa)

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