Rangnick will RB-Schwäche in «richtige Waffe» umwandeln
Leipzig – Die größte Schwäche der Vorsaison soll laut Cheftrainer Ralf Rangnick bald eine Stärke bei RB Leipzig werden. Denn die vielen Gegentore und kaum erzielten Treffer bei Standardsituationen verhinderten in der ersten Champions-League-Saison das Weiterkommen über die Gruppenphase hinaus.
Auch in der Europa League beim 2:5 im Viertelfinale bei Olympique Marseille und in der Bundesliga-Schlussphase fielen die meisten Gegentreffer bei Standardsituationen – insgesamt 18 Gegentore auf diese Art und Weise. Nun gelangen beim 3:1 am Donnerstagabend im Qualifikations-Hinspiel der Europa League gegen den rumänischen Pokalsieger CS Universitatea Craiova gleich zwei Standardtreffer.
«Es war ein deutlicher Schritt nach vorne. Die Ecken waren heute deutlich besser als zuletzt, vielleicht können wir daraus eine richtige Waffe machen», betonte Rangnick, der in den Trainingseinheiten zu 30 Prozent das Verwerten und Verteidigen dieser Bälle üben ließ. Immerhin fielen bei der WM in Russland 73 Tore in 64 WM-Partien auf diese Weise. Gerade die Engländer haben Rangnick aufgezeigt «wie wichtig mittlerweile die Standards sind».
Eine weitere Lehre nahm der 60-jährige Schwabe aus den WM-Tagen mit, auch wenn die jüngste DFB-Trainertagung andere Schlüsse zog: «Ballbesitz als Selbstzweck oder Ideologie gewinnt keine Spiele», sagte Rangnick in einem Interview der «Mitteldeutschen Zeitung» (Freitag). Zugleich betonte er: «Ich sage ja nicht, dass wir 90 Minuten unseren Stil durchziehen wollen und können. Es braucht auch Phasen, in denen du den Ball in den eigenen Reihen hältst und meinetwegen Tikitaka spielst wie einst Barcelona unter Pep Guardiola oder aktuell mit Manchester City, um zu regenerieren oder den Gegner zu zermürben.» Rangnick will bei seiner ausgetüftelten RB-DNA bleiben: «Wenn du Tore schießen willst, musst du in den siebten Gang schalten. Du brauchst Tempo, Tiefgang und Spielwitz.»
Daher ist er auch vom Weiterkommen in die Playoffs überzeugt, wo es dann am 23. August zuerst auswärts gegen den Sieger aus dem Duell zwischen FC Sorja Luhansk aus der Ukraine oder den SC Braga aus Portugal (Hinspiel 1:1) geht. «Wenn wir so auftreten wie heute, werden wir auch das Rückspiel gewinnen. Es liegt dementsprechend an uns», sagte er nach Abpfiff. Auch Craiova-Coach Devis Mangia machte sich wenig Illusionen: «Das Kaliber was Leipzig hat, kann man durchaus mit dem Team vom letzten Jahr, AC Mailand, vergleichen. Wenn man sich das Spiel heute anschaut, dann sind unsere Chancen im Rückspiel sicherlich minimal.»
Erstmals äußerte sich Rangnick auch zu seinen Saisonzielen. «Ich möchte das maximal Mögliche erreichen und traue uns zu, wieder einen Schritt nach vorn zu machen. Das ist auch notwendig, weil mit 1,5 Punkten im Schnitt wirst du in dieser Saison nicht mehr Sechster», sagte er. Zudem hofft er, dass er «alle Spieler, die derzeit hinterherhinken, wieder gesund und fit» bekommt. Parallel dazu plant er noch zwei Neuzugänge, um «einen potenten Kader für alle Wettbewerbe» zu haben.
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(dpa)