Pool-Schwur nach Gold: Ludwig/Walkenhorst machen weiter
Rio de Janeiro – Im Überschwang der Glücksgefühle nahmen die Sandköniginnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst in voller Montur ein nächtliches Bad im Pool, und die gesamte Party-Gesellschaft folgte.
Bis in die Morgenstunden feierten die beiden Beachvolleyballerinnen auf einer Hotel-Dachterrasse ausgelassen ihren olympischen Gold-Coup am berühmtesten Strand der Welt und dachten dabei schon an neue reizvolle Ziele. «Ich bin sowas von heiß, weil wir gerade in diesem Jahr gezeigt haben, dass wir so fit sind wie noch nie», erklärte Ludwig nach dem triumphalen Olympiasieg an der Copacabana in Rio.
In den frühen Morgenstunden legte Deutschlands erfolgreichste Beach-Spielerin einen Schwur ab: «Es wäre dumm zu sagen, ich höre jetzt auf. Ich will es einfach nochmal machen.» Der famose 2:0-Sieg im Endspiel gegen die brasilianischen Weltmeisterinnen Agatha und Barbara soll nicht der letzte Höhepunkt ihrer Karriere gewesen sein. «Ich sage nicht nein», erklärte die 30-Jährige mit Blick auf Olympia 2020 in Tokio. Und ihre Partnerin Walkenhorst verkündete mit einer HSV-Fahne und einem Caipirinha in der Hand zu weiteren Olympia-Anläufen: «Einer geht auf jeden Fall noch.»
DVV-Präsident Thomas Krohne weiß genau: «Kira und Laura haben einen Maßstab gesetzt, an dem sich viele andere orientieren müssen». Möglicherweise muss sich das Gold-Duo aber einen neuen Trainer suchen. Denn Jürgen Wagner, der vor vier Jahren schon Julius Brink und Jonas Reckermann zum Olympiasieg geführt hatte, ließ sein weiteres Engagement offen. «Ich habe keinen Schimmer», verkündete der 60-Jährige zu seiner Zukunft: «Mein Vertrag läuft jetzt aus.»
Wagner brachte der schon erfahrenen Ludwig und der jungen Walkenhorst neben Athletik, Technik und Taktik auch Geduld bei: «Am Anfang sind sie auf den Platz gegangen und wollten sofort alles einreißen.» In Rio agierten beide umsichtig und abgeklärt. «Umso größer der Druck wurde, desto besser haben wir gespielt», stellte die 25 Jahre alte Walkenhorst fest.
Ludwig erinnerte sich auf der höchsten Stufe des Podiums nochmals an die guten und schlechten Zeiten der vergangenen vier Jahre. «Man hat da oben gestanden und wusste: Man singt jetzt seine Hymne und es geht um dich, um uns, um das Team. Das war unbeschreiblich. Die Emotionen gingen da erst mal hoch», beschrieb die 30-Jährige ihre Gefühlswelt und musste dabei erneut schluchzen. «Es waren einfach vier Jahre, da haben wir super hart gearbeitet. Wir haben auch Tiefs gehabt. Aber wir sind immer wieder als Team zusammengewachsen. Dass wir nun wirklich zum Schluss ganz oben stehen, ist unglaublich und noch unwirklich.»
Der Weg dorthin war nicht leicht, wenn man an die Erkrankung von Walkenhorst denkt, die dem Duo 2014 ein ganzes Jahr Entwicklung gekostet hatte. «Wir mussten viele Steine wegräumen. Es hat uns letztlich aber noch stärker gemacht», sagte Walkenhorst, die im Endspiel mit sensationellen sieben Blockpunkten die Gastgeber entzauberte und die 12 000 Fans verstummen ließ. «Das war die hohe Kunst, nicht hektisch zu werden bei dieser Kulisse», betonte Walkenhost.
Nun wollen beide ihren Triumph erst einmal genießen. «Ich habe mir schon vorgestellt, wie ich nach Hause komme. Ich werde mich trotzdem alleine auf die Couch legen, die Beine hochlegen, einen Wein trinken und etwas Fernsehen gucken. Damit ich einfach mal runterkomme», kündigte Ludwig an. Bei den deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand Anfang September und anschließend beim Welttour-Finale in Toronto wollen die Olympiasieger dann wieder aufschlagen. Sie werden eine Attraktion sein.
Fotocredits: Sebastian Kahnert
(dpa)