Perfektionist Kovac führt Eintracht Frankfurt nach oben

Frankfurt/Main – Die Familie Kovac macht sich Borussia Dortmund in dieser Woche gleich zweimal zum Gegner.

In der Fußball-Bundesliga spielt der BVB am Sonntagabend (18.00 Uhr) gegen den Tabellenvierten Eintracht Frankfurt, den der Trainer Niko Kovac in exakt zwei Jahren von einem fast sicheren Absteiger zu einem ernsthaften Rivalen im Kampf um die Champions-League-Plätze geformt hat.

Bereits am Donnerstag verloren die Dortmunder in der Europa League mit 1:2 gegen Red Bull Salzburg. Das ist ein weiterer Club, der in Kovac‘ Leben eine entscheidende Rolle spielt. In Salzburg leben noch immer seine Frau und Tochter. Bei den Red Bull Juniors begann 2009 im Nachwuchsbereich seine Trainerlaufbahn. «Diese Station war sehr, sehr wichtig für mich. Ich konnte mich dort entwickeln», sagte der 46-Jährige. «Ich habe mir meine Trainerlaufbahn Schritt für Schritt aufgebaut – genau wie vorher meine Spielerkarriere.»

Über Salzburg ist Kovac zumindest im Fußball längst hinausgewachsen. Wenn es um seine Zukunft geht, wird er längst mit anderen Namen in Verbindung gebracht. Beim FC Bayern München gilt er als Kandidat für die Heynckes-Nachfolge. Auch in Dortmund fällt sein Name manchmal.

Darauf angesprochen, sagt Niko Kovac seit Wochen: «Man weiß nie, was im Fußball passiert. Aber mein Vertrag läuft noch bis 2019. Stand heute bin ich nächstes Jahr Trainer bei Eintracht Frankfurt.»

Man hat solche Bekenntnisse schon hundertmal gehört im Profifußball. Aber bei Kovac sollte man sie vielleicht ernster nehmen als bei anderen. Der in Berlin geborene Kroate ist ein Mann mit Prinzipien.

«Wo ist die Verantwortung geblieben? Wo ist der Vertrag, der zählt?», sagte er im Januar in einem «Kicker»-Interview, in dem er einen Werteverfall im Fußball und im gesellschaftlichen Zusammenleben beklagte. Mit Kovac‘ Prinzipien hat auch der Erfolg von Eintracht Frankfurt etwas zu tun. Es ist kein Zufall, dass seine Mannschaft zu denen gehört, die in der Bundesliga am meisten läuft, am härtesten trainiert, am gelehrigsten den Anweisungen ihres Trainers folgt oder sich am schnellsten von sportlichen Rückschlägen erholt.

«Ich versuche, vorweg zu gehen. Ich verlange sehr viel von mir selbst – und das verlange ich auch von anderen», sagte Kovac am Freitag. «Das ist mein Naturell. Das kann ich nicht ändern, das werde ich nicht ändern.» Über den Aufschwung der vergangenen zwei Jahre sagte er deshalb auch ein paar typische Kovac-Sätze: «Hochzukommen, das schafft immer mal wieder jemand. Aber wir müssen es schaffen, da oben zu bleiben. Das ist die Herausforderung für die nächsten Wochen.»

Genau diesen Arbeitseifer lebt er seinen Spielern jeden Tag vor. Und seine Spieler haben sich von seinem Ehrgeiz, seinem Fleiß, seinem Perfektionismus überzeugen lassen. Das ist der Hauptgrund für die bemerkenswerte Entwicklung von Eintracht Frankfurt. Und das sieht man allein daran, dass Kovac seit seinem Amtsantritt am 8. März 2016 nahezu jeden erdenklichen Spielertyp vorangebracht hat.

Kevin-Prince Boateng hatte den Ruf eines «Bad Boys» mit besonders destruktiver Energie. In Frankfurt ist er der vielleicht wichtigste und beste Spieler dieser Saison. Der ungleich ruhigere und zurückhaltendere Marius Wolf war bei Hannover 96 bereits in die zweite Mannschaft abgeschoben worden. Mittlerweile sagt Boateng über ihn: «Wenn der nicht Nationalspieler wird, höre ich mit Fußball auf.»

Makoto Hasebe spielt seit genau zehn Jahren in der Bundesliga. Der Abwehrchef der Eintracht hat in dieser Zeit unter Felix Magath, Armin Veh oder Thomas Schaaf trainiert. Es hat eine Aussagekraft, wenn er über Kovac urteilt: Taktik, Training, Ernährung – «der Trainer hat hier sehr, sehr viel verändert. Wir können ein großer Verein werden.»

Verzichten muss deutlich Kovac länger als bislang befürchtet indes auf seinen Mittelfeldstrategen Omar Mascarell. Der Spanier könne weder in Dortmund noch eine Woche später im Derby gegen Mainz 05 mitspielen, sagte Kovac.

Mascarell bekam bereits vor drei Wochen einen Schlag auf den Fuß und fehlt seitdem aufgrund starker Schmerzen. Wie schwer genau seine Verletzung ist, wissen die Frankfurter aber immer noch nicht.

«Es ist nicht besser geworden. Es ist sogar leicht schlechter geworden. Die Schwellung ist noch da, die Flüssigkeit ist noch da, er hat Schmerzen», erklärte Kovac. «Es ist nicht immer ganz leicht, wenn man nicht genau weiß, was er hat. Wir werden deshalb kein Risiko eingehen. Wir werden erst einmal in die Länderspielpause gehen – und dann sehen, wie es sich entwickelt.»

Fotocredits: Thomas Frey
(dpa)

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