Paderborn macht sich für Bundesliga fit

Paderborn – Wer wenig Geld und noch weniger Erfahrung hat, muss eben mehr arbeiten. Frei nach dieser Devise hat der Aufsteiger und Außenseiter SC Paderborn an diesem Donnerstag als erster Bundesliga-Club den Sommerurlaub beendet und mit der Vorbereitung auf die neue Saison begonnen.

«Wir wollen nicht nur ein Jahr so ein Tänzchen mitmachen. Wir wollen schon drinbleiben», sagte Trainer Steffen Baumgart in dieser Woche in einem «Kicker»-Interview.

Der frühere Bundesliga-Stürmer lässt seine Spieler zunächst drei Tage lang diverse Leistungstests absolvieren, die von einer orthopädischen Untersuchung bis zu einer Ganganalyse reichen. Das erste öffentliche Training findet am Sonntag um 14.00 Uhr statt.

Wen und was die Fans des SCP dann zu sehen bekommen werden, ist typisch für die Entwicklung dieses Vereins in den vergangenen zwei Jahren. Obwohl sich zuletzt vieles um den Weggang des Erfolgsmanagers Markus Krösche und die geplatzte Kooperation mit dessen neuem Club RB Leipzig drehte, hat der Aufsteiger schon acht neue Spieler verpflichtet. Namen wie Rifet Kapic (Grashoppers Zürich), Streli Mamba (Energie Cottbus) oder Luca Kilian (Borussia Dortmund II) dürften vorher aber nur den wenigsten Anhängern etwas gesagt haben.

«Wir sind eigentlich schon ganz gut bestückt und haben nur auf den Außenverteidigerpositionen etwas Nachholbedarf», sagte der neue Sportchef Martin Przondziono der «Neuen Westfälischen» (Donnerstag).

Spieler von größeren Vereinen können die Paderborner nicht bezahlen – sieht man einmal vom Mainzer Ersatztorwart Jannik Huth und dem laut «kicker.de» ebenfalls kurz vor einer Ausleihe vom FSV Mainz 05 stehenden Flügelspieler Gerrit Holtmann ab. Der wirtschaftliche Rückstand auf die Konkurrenz war schon groß, als der Verein 2014 zum ersten Mal in die Bundesliga aufstieg. Er ist aber noch einmal deutlich größer geworden, weil sich der SCP damals nicht auf höchstem Niveau halten konnte, sondern stattdessen eine fünfjährige Achterbahnfahrt bis in die Dritte Liga und wieder zurück begann.

Den Preis dafür bezahlt der Club bis heute. Ein gestandener Profi wie Marvin Bakalorz spielte in der Bundesliga-Saison 2014/15 schon einmal in Paderborn und wäre nach seinem Abstieg mit Hannover 96 in diesem Sommer ablösefrei zu haben gewesen. Allen Beteiligten war aber immer klar, dass ihm selbst ein ambitionierter Zweitligist mehr zahlen kann als die Ostwestfalen nach ihrer Erstliga-Rückkehr. Also entschied sich Bakalorz am Ende zwischen Hannover 96, dem Hamburger SV und dem 1. FC Nürnberg – und verhandelte nicht einmal ernsthaft mit dem SCP.

«Wir haben eine klare Linie, die wir wirtschaftlich und sportlich fahren wollen. Die halten wir auch ein», sagte Przondziono. So gaben sein Vorgänger Krösche und Trainer Baumgart vor zwei Jahren eine besonders forsche und offensive Spielphilosophie vor («Offenes Visier! Feuer frei!») und suchten in der Nische nach jungen Spielern dafür. Der in Kroatien entdeckte Jamilu Collins ist mittlerweile als nigerianischer Nationalspieler beim Afrika Cup unterwegs. Der von der TSG Sprockhövel geholte Christopher Antwi-Adjei war in der vergangenen Saison der beste Außenstürmer der Zweiten Liga.

Die aktuelle Mannschaft scheint deshalb etwas talentierter und angriffslustiger als das Team von 2014 zu sein. Und mindestens genauso motiviert. An diesem Freitag wird der neue Bundesliga-Spielplan veröffentlicht. Dann werde man laut Baumgart noch einmal realisieren: «Mannschaften, die wir letztes Jahr noch um ein Freundschaftsspiel angefragt hätten, kommen jetzt so zu uns.»

Fotocredits: Roland Weihrauch
(dpa)

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