Paderborn-Coach Baumgart: «Das ist einfach geil»
Düsseldorf – Steffen Baumgart sprintete wie ein 100-Meter-Läufer in die blaue Fankurve, ballte die Siegerfaust und hatte seine Stimme schon fast verloren.
«Das ist einfach geil, am Ende war es zwar noch einmal richtig eng, aber die Jungs haben zwei Jahre gut gearbeitet und das einfach verdient», sagte der Trainer des SC Paderborn nach dem Herzschlagfinale um den direkten Bundesligaaufstieg.
Dabei unterlagen die Ostwestfalen zwar bei Dynamo Dresden mit 1:3, profitierten aber vom 2:2 des Konkurrenten Union Berlin beim VfL Bochum. In der Endabrechnung waren beide Teams punktgleich, Paderborn erreichte Platz zwei mit fünf Toren Vorsprung.
«Ich hasse zwar Niederlagen, aber heute ist mir das scheißegal. Ich bin erst mal froh, dass die Saison vorbei ist», sagte Baumgart. Stürmer Sven Michel konnte sein Glück kaum fassen. «Das ist unglaublich, dass ich mit 29 Jahren noch einmal in die Bundesliga komme. Da brauche ich ein paar Tage, um das zu verstehen», meinte der Paderborner Profi. Auch Sportchef Markus Krösche war überglücklich. «Es war die bisher schönste Niederlage in meinem Leben. Das ist der Lohn für das ganze Jahr. Unser Weg ist Wahnsinn, es ist schwer in Worte zu fassen, ich bin unheimlich stolz.»
Im spannenden Saisonfinale ließen sich die Paderborner zunächst nicht irritieren und gaben schon früh die Richtung vor. Mit seinem 16. Saisontreffer brachte Philipp Klement die Gäste in der 11. Minute in Führung. Allerdings kamen die Gastgeber durch einen Doppelpack von Baris Atik noch vor der Pause zum 2:1, der überragende Atik traf sogar zum 3:1.
Und in Bochum holte Berlin derweil einen 0:2-Rückstand auf. «Das haben wir schon mitbekommen», sagte Michel. Nur Torjäger Klement bekam den Aufstieg zunächst gar nicht mit: «Ich dachte, Union hat 3:2 in Bochum gewonnen und habe mich mental schon auf die Relegationsspiele eingestellt.»
Am Ende reichte es aber doch für die Ostwestfalen, die um fünf Tore besser sind als die punktgleichen Berliner. Dresden bleibt also ein gutes Aufstiegspflaster: Im Vorjahr sicherte sich Fortuna Düsseldorf durch einen 2:1-Sieg im Rudolf-Harbig-Stadion den vorzeitigen Aufstieg.
Paderborn setzte damit seine abenteuerliche Reise seit dem Bundesliga-Abstieg 2015 fort. Die Mannschaft war sportlich schon in die Regionalliga abgestiegen, ehe durch die fehlende Lizenz für 1860 München doch noch ein Platz in Liga drei für den SC frei war.
Unter Baumgart zeigte die Mannschaft herzerfrischenden Offensivfußball und stieg mit 90 erzielten Treffern wieder in die 2. Liga auf. Dort setzte sich Paderborn kurz vor dem Saisonfinale auf einem direkten Aufstiegsplatz fest. Einen mit früher vergleichbaren Absturz soll es nicht mehr geben. «Wir kriegen jetzt ganz andere Möglichkeiten als in der zweiten Liga, das werden wir auch vernünftig händeln. Sportlich weiß man es nie genau, aber alles andere werden wir sauber im Griff haben», sagte Präsident Elmar Volkmann.
Am Montag wird in der 151.000-Einwohner-Stadt an der Pader von 19.00 Uhr an gemeinsam mit den Fans kräftig gefeiert. Zuvor trägt sich die Mannschaft ins Goldene Buch der Stadt ein. Bürgermeister Michael Dreier kündigte schon vor Tagen einen großen Empfang am Rathaus an. Weil es an dem historischen Gebäude, neben dem Hohen Dom eines der Wahrzeichen Paderborns, keinen Balkon gibt, wird auf dem Platz davor eine Bühne aufgebaut. Am Sonntagabend flog die Mannschaft zurück nach Ostwestfalen, wollte aber offiziell erst tags darauf feiern, damit auch die Fans, die in Dresden waren, an der großen Aufstiegssause teilnehmen können.
Fotocredits: Robert Michael
(dpa)