Nur Gold zählt: Neymar & Co. gegen Deutschland unter Druck

Rio de Janeiro – Silber wäre nur ein weiterer Rückschlag für die Brasilianer. Zwei Jahre hat die stolze Fußballnation auf eine Revanche gegen Deutschland gewartet, fast zehn Jahre schon sehnt sie sich nach einem großen Titel.

«Die Leute wollen Gold», sagt Angreifer Gabriel Jesus. Und dass der Sieg im Olympia-Finale am Samstag (22.30 Uhr) gleichzeitig bedeuten würde, Deutschlands Hoffnungen auf dieses Gold zu zerstören, wäre zusätzlicher Balsam.

Wer wissen will, wie sehr das 1:7 bei der Heim-WM 2014 die Brasilianer noch immer schmerzt, muss nur in Rio de Janeiro auf die Straße gehen. Wird der Deutsche dort als Deutscher erkannt, wird er in der Regel auf das 1:7 angesprochen. Die fußballerische Ehre der Brasilianer ist seit der Nacht in Belo Horizonte vor zwei Jahren schwer beschädigt. Helfen kann nur eins: ein Sieg im Olympia-Finale.

«Die Stimmung im Stadion wird besonders sein wegen dem, was bei der WM passiert ist», sagt Torhüter Weverton. «Aber wir dürfen uns nicht davon ablenken lassen. Wir müssen an die Goldmedaille denken.» Schon beim 6:0 im Halbfinale gegen Honduras war das Maracanã fast ausverkauft, die Stimmung aufgeladen. Gegen die Deutschen wird das legendäre Stadion in Rio am Samstag ganz sicher voll sein.

Ob das für die Brasilianer ein Vor- oder Nachteil sein wird, hängt vom Spielverlauf ab. Schon jetzt ist der Druck auf die jungen Spieler von Trainer Rogerio Micale riesig. Wie sehr der Heimvorteil auch zum Nachteil werden kann, hat die Vorrunde gezeigt. Mit zwei torlosen Unentschieden gegen Südafrika und Irak war Brasilien ins Turnier gestartet, die Zuschauer hatten teilweise gepfiffen und gebuht.

Angelastet wurde das hauptsächlich Neymar. Der Kapitän des Teams redet seitdem nicht mehr öffentlich, dafür ist er auf dem Platz seit der K.o.-Runde immer stärker geworden. Für ihn ist die Revanche gegen Deutschland aus einem weiteren Grund besonders. Der Angreifer des FC Barcelona hatte das WM-Halbfinale 2014 wegen einer Verletzung verpasst. An diesem Samstag wird vieles von ihm abhängen.

«Er ist ein Monster», sagt Micale über seinen wichtigsten Spieler. Umso beeindruckender ist aber die Ausgewogenheit der brasilianischen Offensive. Neymar, Gabriel Jesus und Luan haben alle bereits drei Treffer erzielt. «Wir spielen gemeinsam, als Gruppe. Das ist der Grund, warum wir darauf hoffen können, uns diesen großen Traum zu erfüllen», sagt Micale.

Ein anderer Grund ist die erstaunlich solide Defensive, die während des Turniers noch kein einziges Gegentor kassiert hat. Vielleicht könnte das der Schlüssel zum ersten großen Titel seit 2007 sein. Damals hatte Brasilien die Copa América gewonnen. In diesem Jahr flog Brasilien schon in der Vorrunde der Copa raus, brasilianische Medien schrieben danach von einer zweiten Schande.

Fotocredits: Javier Etxezarreta
(dpa)

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