Nur die Ruhe: BVB-Coach Bosz nimmt Fehlstart gelassen hin
Dortmund – Den Fehlstart in seinen neuen Job ertrug Peter Bosz mit stoischer Gelassenheit.
Anders als sein Vorgänger Thomas Tuchel, der auf peinliche Auftritte des Teams gewöhnlich lautstark und gestenreich reagierte, verharrte der niederländische Fußball-Lehrer beim 2:3 (1:2) von Borussia Dortmund gegen den kecken Viertligisten RW Essen unaufgeregt auf der Trainerbank. «Das mache ich in den ersten Tagen immer so», antwortete er auf entsprechende Nachfragen, «ich muss doch sehen, was die Spieler falsch machen.»
Den von ihm favorisierten «Voetbal total» bekam Bosz vor 13 500 Zuschauern im Essener Stadion beileibe nicht zu sehen. Nach zuvor nur vier Trainingseinheiten an neuer Wirkungsstätte offenbarte seine Mannschaft trotz der Treffer von Pierre-Emerick Aubameyang (30. Minute) und Ousmane Dembélé (63./Handelfmeter) noch viele spielerische Mängel. «Ich möchte jetzt keine Ausreden suchen. Der BVB muss gegen einen Viertligisten gewinnen», bekannte der Coach. Es werde noch einige Zeit dauern, bis die Spieler seine Philosophie verinnerlicht hätten. «Wir werden hart daran arbeiten», kündigte er an.
Das dürfte zumindest in den kommenden Tagen schwerfallen. Denn der Revierclub bricht am Donnerstag zu einer strapaziösen, knapp einwöchigen PR-Tour nach Japan und China mit Spielen gegen Urawa Red Diamonds und den AC Mailand auf. Der Vorbereitung auf die neue Saison ist diese Reise angesichts der vielen Flugstunden nur bedingt zuträglich. Dennoch nimmt Bosz sie klaglos in Kauf: «Ich weiß nicht, ob das gutes Deutsch ist. Aber ich nehme die Sachen immer so, wie sie sind. Wir werden das schon schaffen.»
Für Störgeräusche zu Beginn der Reise könnte Aubameyang sorgen. Noch immer liebäugelt der beste Torschütze der vergangenen Bundesligasaison mit einem lukrativen Wechsel nach China, wo das Transferfenster allerdings bereits an diesem Freitag schließt. Die anhaltende Ungewissheit über die Zukunft des Angreifers sorgt auch mannschaftsintern für Diskussionen. «Na klar spricht man über Einiges. Wir würden uns alle sehr freuen, wenn er bleibt», kommentierte Kapitän Marcel Schmelzer. «Auba ist einer der wichtigsten Spieler in unserer Mannschaft.»
Das Spiel in Essen bestätigte diese Einschätzung. Neben dem zur Pause eingewechselten Dembélé gehörte der – nur in der ersten Hälfte eingesetzte – Aubameyang zu den wenigen Aktivposten in einer ansonsten schwachen Mannschaft. Doch selbst für den Fall, dass die Transferperiode in China ohne seinen Wechsel zu Tianjin Quanjian endet, dürfte das Thema die Borussia weiter beschäftigen. Dem Vernehmen nach hat auch der AC Mailand seine Bemühungen intensiviert. Zudem sichten die zahlungskräftigen englischen Spitzenclubs verstärkt den Markt. Besonders zuversichtlich wirkte Schmelzer jedoch nicht: «Wenn er sich anders entscheidet, werden wir das alle akzeptieren.»
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(dpa)