Nouri-Zukunft unklar: Werder in der Trainer-Zwickmühle
Bremen (dpa) – Motivationskünstler Alexander Nouri bleibt bei Werder Bremen auch nach dem ersten Saisonsieg ein Trainer auf Abruf.
Nach dem emotionalen 2:1 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg weiß der von den Fans mit Sprechchören und von den Spielern gefeierte 37 Jahre alte Interimscoach nicht, ob er am Dienstag das nächste Training leiten wird. «Darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken», behauptete der bisherige Coach des Bremer Drittliga-Teams mantramäßig. Auch Sportdirektor Frank Baumann und Aufsichtsratschef Marco Bode konnten und wollten die Frage nicht beantworten.
Denn längst sind die Bremer Verantwortlichen in Gesprächen mit anderen Kandidaten, wie Clubchef Klaus Filbry am Rande des Spiels bei Sky verriet und dabei das Interesse am früheren Hoffenheimer Markus Gisdol offenbarte. «Er ist sicher ein Kandidat. Wir haben uns mit ihm auseinandergesetzt.» Wohl vergeblich, denn laut Medieninformationen soll Gisdol kurz vor dem Einstieg beim ungeliebten Konkurrenten Hamburger SV stehen. Ob dies Nouris Chancen erhöht, ist offen.
Es scheint, als habe der emotionale Sieg am Samstagabend die Bremer Verantwortlichen angesichts der offenbar bereits erfolgten Gespräche in die Bredouille gebracht. Während das ganze Stadion nach dem Last-Minute-Tor von Theodor Gebre Selassie in der Nachspielzeit gegen einen lächerlich schwachen und blutleeren VfL den Interimscoach mit «Nouri, Nouri»-Sprechchören feierte, vermieden Bode und Baumann krampfhaft jedes mögliche Bekenntnis pro Nouri.
Laut Baumann ist es durchaus «möglich», dass der 37-Jährige auch am kommenden Wochenende in Darmstadt noch auf der Trainerbank sitzt. Auf der der Profis wohlgemerkt. Denn dass Nouri im Verein bleibt, war die einzig verbindliche Aussage, die Baumann machte: «Alex wird bei Werder bleiben.» Nur könnte diese Zukunft wieder zu Werders Reserve führen.
«Möglich ist aber auch, dass wir uns bis dahin für einen anderen Trainer entschieden haben», sagte Baumann nämlich auch im Hinblick auf das nächste Bundesligaspiel Werders. Beiläufig verriet er zudem, dass das junge Energiebündel Nouri zwar eine Chance auf eine Weiterbeschäftigung bei den Profis habe, dies aber nach wie vor wohl nur als Übergangslösung gesehen wird: «Wir hätten auch kein Problem, dass Alex noch die nächsten Spiele auf der Bank sitzt.» Von einer Dauerlösung Nouri war dabei nicht die Rede.
Die hätten die wieder erstarkten Werder-Profis aber offenbar gerne und demonstrierten ihr Statement pro Nouri. Zunächst auf dem Platz mit einer ähnlichen Energieleistung wie ihr Coach an der Seitenlinie und später auch verbal. «Er hat uns als Mannschaft wieder zusammen gebracht. Man sieht, dass da eine Mannschaft als Einheit auf dem Platz steht», sagte der Torschütze zum Bremer 1:1 (86.), Lennart Thy.
Und der Siegtorschütze Gebre Selassie zeigte sich beeindruckt von Nouris Emotionen vor, während und nach dem Spiel. «Motivation ist seine Sache. Das ist genau richtig. Man merkt schon, wie viel Energie er hat, wenn er spricht. Das habe ich noch nie erlebt», meinte der Tscheche über den Coach, der an der Seitenlinie stets wie ein Flummi in Bewegung war und die Emotionen des Siegtores mit einem Sprint über das Spielfeld auslebte, als habe Werder die Meisterschaft gewonnen.
«Das war ein Sieg für alle. Für die Fans, fürs Team, für die Moral. Auch dem Trainer tut das gut», sagte Offensivspieler Izet Hajrovic zu der neu entfachten Begeisterung in Bremen nach lähmenden sieglosen Wochen zuletzt unter dem wenig geliebten Viktor Skripnik.
«Natürlich fließt das mit ein», meinte Baumann zur den Eindrücken vom Samstag und lobte Nouri ebenfalls: «Er brennt für Werder und hat gute Arbeit in den letzten Tagen geleistet.» Aber Baumann deutete auch an, dass sich Nouri zunächst weiter bei Werders Reserve beweisen soll und der dauerhafte Schritt in Bundesliga für den 37-Jährigen noch zu früh käme. «Als ich ihn vor einigen Jahren geholt habe, habe ich ihm einen Karriereplan präsentiert. Er ist ein großes Trainertalent. Trotzdem müssen wir als Werder über Alternativen nachdenken.»
Baumann dementierte zudem, dass Werder nach Jahren des Niedergangs notgedrungen auf Nobody Nouri setzen müsse: «Noch scheinen wir ein gutes Pflaster zu sein, auch wenn niemand das wahr haben will.»
Fotocredits: Carmen Jaspersen
(dpa)