Nico Ihle landet auf Platz acht – Damen-Trio ohne Medaille
Pyeongchang – Gleich beim Zieldurchlauf brüllte Nico Ihle lautstark «Scheiße» durch das Gangneung Oval. Der Eisschnellläufer aus Chemnitz blieb bei den Winterspielen in Pyeongchang auf seiner Paradestrecke über 500 Meter ohne die erhoffte Olympia-Medaille und belegte nur den achten Platz.
Damit droht dem dem deutschen Eisschnelllauf-Team nun erneut ein medaillenloses Olympia-Debakel wie schon vor vier Jahren in Sotschi. «Erst habe ich mich gar nicht getraut auf die Anzeigetafel zu schauen», sagte Ihle. Doch schon wenige Minuten nach seinem Rennen konnte er wieder lächeln. «Ich bin nicht so unzufrieden. Es war kein schlechter Lauf. In so einem Feld muss man erstmal Achter werden», sagte der 32-Jährige und fügte hinzu: «Ich denke, dass es den Leuten, die mir zusehen, schlechter geht als mir.»
Ihle egalisierte damit seine bisher beste Olympia-Platzierung vor vier Jahren in Sotschi, doch seine Ziele waren höher gesteckt. Beim Angang auf den ersten 100 Metern fehlten ihm die entscheidenden Hundertstel, um den Schwung für die Runde aufzunehmen. In 34,89 Sekunden war er am Ende 0,23 Sekunden langsamer als beim Gewinn von WM-Silber im Vorjahr an gleicher Stelle.
Am Donnerstag hat Ihle aber über 1000 Meter eine weitere Chance auf seine erste Olympia-Medaille. «Die 500 Meter machen noch mehr Lust auf olympische Rennen», meinte er. Von Niedergeschlagenheit war bei dem Sachsen keine Spur.
Umjubelter Sieger über die kürzeste Strecke war der Norweger Havard Lorentzen. In 34,41 Sekunden sorgte der Weltcup-Führende für einen olympischen Rekord. Mit einer Hundertstelsekunde Abstand folgte der Südkoreaner Cha Min Kyu, gefolgt vom Chinesen Gao Tinyu auf dem Bronzerang (34,65).
Weltmeister Jan Smeekens aus den Niederlanden, der tags zuvor beim Abschlusstraining schwer gestürzt war, kam über Rang zehn nicht hinaus. Der Weltrekordler und fünfmalige Weltmeister Pawel Kulischnikow aus Russland hatte vom IOC wegen der Staatsdoping-Affäre in Sotschi keine Einladung erhalten. Joel Dufter aus Inzell musste bei seiner Olympia-Premiere vor über 7000 Zuschauern mit Rang 29 (35,50 Sekunden) zufrieden sein.
Zuvor hatten auch die drei deutschen Damen die Erwartungen von Cheftrainer Jan van Veen von einer Medaille nicht erfüllen können. In 3:02,65 Minuten liefen Claudia Pechstein, Roxanne Dufter und Gabi Hirschbichler in der Teamverfolgung um rund drei Sekunden am Halbfinale vorbei. «Es war mir klar, dass ich ein bissel der Risiko-Faktor war», räumte Dufter nach längerer Krankheitsphase ein. «Nur bis zur fünften Runde habe ich mich gut gefühlt.»
Pechstein wollte keine Schuldzuweisungen machen. «Es gibt keine Vorwürfe. Wir hatten insgesamt eine Supersaison. Von Platz drei bis acht war hier alles möglich», sagte die 45-Jährige, geplagt von Hustenattacken. «Im Alter wird das immer schlimmer, ich fahre von jedem Wettkampf mit Husten nach Hause.» Vorkampfsieger wurden die Niederlande mit olympischem Rekord von 2:55,61 Minuten und gelten nun am Mittwoch als Topfavorit auf Gold. Das deutsche Trio tritt im Kampf um Rang fünf gegen China an.
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(dpa)