Neuer Mainz-Trainer Schwarz: Fachmann mit Bodenhaftung
Mainz – Sandro Schwarz genießt bundesweit hohes Ansehen. Zumindest in Städten mit Fußballvereinen, die in der 3. Liga spielen.
Seit Schwarz im Februar 2015 beim FSV Mainz 05 zum Coach der U23 befördert wurde, verging kaum ein Spiel mit Beteiligung seiner Mannschaft, ohne dass gegnerische Trainer die Arbeit ihres Mainzer Kollegen und die Spielweise seiner jungen Kicker lobten. Daran änderte auch die vergangene Saison nichts, obwohl an deren Ende der Abstieg in die Regionalliga stand.
Denn spielerisch überzeugte seine Mannschaft über weite Strecken trotzdem, was nun wohl auch die Sportliche Leitung des Bundesligisten überzeugte. Am Mittwochnachmittag wird 05-Sportdirektor Rouven Schröder den 38-Jährigen als neuen Cheftrainer am Bruchweg vorstellen, knapp anderthalb Wochen nach der vorzeitigen Trennung von Martin Schmidt.
Schwarz wird der erste gebürtige Mainzer in diesem Amt seit rund 50 Jahren sein. Insgesamt vier Jahre lang konnten sich die Verantwortlichen des Bundesligaclubs ein Bild von seinem Wirken machen. Und das fiel so überzeugend aus, dass schon der frühere Manager Christian Heidel ihn als kommenden Erstligatrainer auf dem Schirm hatte.
Schröder bekam zwar nur die vergangene Saison mit, ist aber sehr wohl in der Lage, zwischen sportlichem (Miss-)Erfolg und spielerischer Weiterentwicklung einer jungen Mannschaft zu unterscheiden. Dem Sportdirektor ist bewusst, dass der Kampf um den Drittliga-Klassenverbleib an Faktoren scheiterte, die Schwarz nicht zu verantworten hatte – nicht zuletzt am fehlenden Torjäger. Fußballerisch gehörte die Mainzer U23 zu den besseren Teams der Liga.
Schwarz hatte aus jungen und weitgehend unerfahrenen Leuten eine Mannschaft geformt, die taktisch variabel war, die nicht nur diszipliniert gegen den Ball arbeiten konnte, sondern auch spielerisch etwas anzufangen wusste.
Ein Aspekt, der ihn von seinem Vorgänger unterscheidet. Schmidt hatte sich in seinen zweieinhalb Jahren ganz auf das Umschaltspiel fixiert, dieses in der abgelaufenen Runde aber auch zunehmend defensiv ausgerichtet. Das reichte am Ende zwar gerade so, um der Relegation zu entgehen. Doch wer in Mainz attraktiven Fußball sehen wollte, war beim Nachwuchs besser aufgehoben.
Die zu erfüllenden Kriterien, die der Manager für einen neuen Cheftrainer formuliert hatte – unter anderem: bodenständig, nahbar, demütig, kommunikativ und Spaß an der Weiterentwicklung junger Leute – waren derart maßgeschneidert für den früheren Mainzer Zweitligaprofi, dass externe Bewerbungen um den vakanten Trainerposten sinnlos waren.
«Humor» hätte Schröder ebenfalls auf seine Liste nehmen können. Auch darüber verfügt Sandro Schwarz. Auf die Frage, ob es ein Fehler gewesen sei, den Verein nach dem Bundesligaaufstieg unter Jürgen Klopp im Jahr 2004 zu verlassen, weil er sich damit um mögliche Erstligaspiele gebracht habe, antwortete Schwarz vor einiger Zeit in einem Interview mit dem Onlineportal sportausmainz.de: «Ich hätte auch keins gemacht, wenn ich geblieben wäre. Ich war talentfrei.» 13 Jahre später kommt er doch noch oben an.
Fotocredits: Jan Hübner
(dpa)