Nagelsmanns ungewöhnliches Angebot an Werder-Coach Nouri
Bremen – Für den Traum von der direkten Qualifikation für die Champions League machte Julian Nagelsmann seinem Trainerfreund Alexander Nouri ein ungewöhnliches Angebot.
«Ich fahre mit dir auch mal eine Woche in den Urlaub, wenn es sein muss», sagte Hoffenheims Trainer am Samstag nach dem 5:3 seiner 1899er bei Werder Bremen. «Und du darfst das Ziel aussuchen.»
Einen Spieltag vor dem Saisonende liegen die Hoffenheimer punktgleich mit Borussia Dortmund auf Platz vier, der BVB geht aber mit der um vier Treffer besseren Tordifferenz in den Showdown am kommenden Samstag. Hoffenheim empfängt dann den noch um den Klassenverbleib kämpfenden FC Augsburg, Dortmund bekommt es mit Bremen zu tun. «Hau‘ die weg, bitte», forderte Nagelsmann von Nouri, mit dem er im vergangenen Jahr gemeinsam den Trainerlehrgang absolviert hat.
Dass die Hoffenheimer von Nagelsmanns Kumpel Nouri und dessen Bremern abhängig sind, haben sie sich selbst zuzuschreiben. Denn beim Sieg in Bremen boten sie zwar ein begeisterndes Offensivspektakel, versäumten es in der Schlussphase aber leichtfertig, noch dichter an die Dortmunder heranzurücken.
«Wir hätten auch 7:0 oder 8:0 gewinnen können», sagte Nagelsmann und erntete für seine Analyse von Nouri keinen Widerspruch. «Ich nehme das Spiel auf meine Kappe. Unser Plan ist heute nicht aufgegangen», sagte der Werder-Coach. «Das liegt aber auch daran, dass Hoffenheim hier sehr, sehr stark aufgetreten ist.»
In der Tat beeindruckten die Gäste mit einer Offensivwucht, wie sie in dieser Saison im Weserstadion noch kein anderes Team entwickelt hatte. Das Sturmduo Adam Szalai und Andrej Kramaric stürzte die Bremer Defensive von einer Verlegenheit in die nächste. Schon nach elf Minuten war die Partie durch Treffer des Ungarn (7. Minute) und des Kroaten (11.) praktisch entschieden.
Noch vor der Pause erhöhte Steven Zuber auf 3:0 (40.), nach dem Seitenwechsel legten erneut Kramaric (49.) und Ermin Bicakcic (51.) nach. «Als ich auf die Anzeigentafel geschaut habe und das Ergebnis gesehen habe, da war mir das echt peinlich», gestand Bremens Theodor Gebre Selassie angesichts des zwischenzeitlichen 0:5.
Doch dann kehrte bei den Gästen der Schlendrian ein. «Wir haben, denke ich, ein überragendes Auswärtsspiel gemacht bis zum 5:0», sagte Hoffenheims Torwart Oliver Baumann. «Aber am Ende haben wir es ihnen zu einfach gemacht und ihnen drei Tore geschenkt.»
Die Gegentreffer von Gebre Selassie (59.), Philipp Bargfrede (86.) und Robert Bauer (90.) sorgten deshalb dafür, dass die Hoffenheimer nicht vollkommen zufrieden die Heimreise antraten. «Wir hätten Dortmund noch näher kommen können, von daher sind wir schon ein bisschen enttäuscht», sagte der überragende Kramaric.
So muss die TSG hoffen, dass sie die eigene Offensivleistung gegen Augsburg über 90 Minuten auf den Platz bringt und zeitgleich die Bremer in Dortmund punkten. Aber den Hanseaten scheint auf der Zielgeraden der Saison nach ihrer fulminanten Aufholjagd die Kraft auszugehen. «Nach langer Zeit war das mal wieder ein richtig schlechtes Spiel von uns», sagte Sportdirektor Frank Baumann.
Schwer vorzustellen, dass Werder in Dortmund noch einmal die Kraft für einen starken Auftritt aufbringt, auch wenn es für Bremen selbst noch eine kleine Chance auf die Europa League gibt. Um die Chancen zu erhöhen, gab Nouri seinen Spielern erst einmal bis Dienstag frei. In der Hoffnung, dass der Kurzurlaub der Profis für ihn in einer gemeinsamen Woche mit Kumpel Nagelsmann mündet.
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(dpa)