Nach Rhein-Derby: Bayer hadert, Borussia feiert

Mönchengladbach – Die glückseligen Gesänge der Mönchengladbacher Anhänger klangen den frustrierten Profis von Bayer Leverkusen noch lange in den Ohren.

«Die Nummer eins am Rhein sind wir», schallte es nach dem 2:0 (0:0) immer wieder aus dem Borussia-Fanblock – eine bittere Erkenntnis für die ambitionierte Werkself. «Wir dachten, dass wir weiter sind. Wir haben uns mit individuellen Fehlern und bösen Fehlpässen selbst geschlagen», stellte Offensivmann Kevin Volland enttäuscht fest und forderte: «Wir müssen reifer werden.»

Eine Halbzeit lang hatte Leverkusen die Partie bestens im Griff. Die Abwehr stand gut geordnet und in der Offensive wurden hochkarätige Chancen herausgespielt. «Wenn du aber kein Tor machst, kannst du hier nichts mitnehmen», sagte Bayer-Trainer Heiko Herrlich. Auf den Ausfall einiger routinierter Stammkräfte wie den Bender-Zwillingen wollte er die Niederlage nicht schieben. «Wir waren nicht überfordert», sagte Herrlich. «Aber die Jungen müssen daran wachsen.»

Sportdirektor Rudi Völler kam nach 90 abwechslungsreichen und teils hochklassigen Minuten unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw zum gleichen Ergebnis. «Wir müssen einfach unsere Chancen nutzen. Das ist dasselbe Problem wie im Vorjahr.» Leon Bailey (17. Minute), der per Kopf nur die Latte traf, und Volland (33.), dessen Schuss aus Nahdistanz von Gladbachs Verteidiger Matthias Ginter kurz vor der Linie geblockt wurde, hätten der Partie eine andere Richtung geben können.

Zum Manko in der Offensive gesellten sich nach dem Wechsel haarsträubende Aussetzer in der Defensive, die der nun ohnehin stark auftrumpfenden Borussia zum Sieg durch die Tore von Jonas Hofmann (55./Foulelfmeter) und Fabian Johnson (58.) verhalfen. «Solche Fehler dürfen nicht passieren auf diesem Niveau», monierte Völler. «Die sehr schlechte Viertelstunde nach der Pause hat uns mindestens einen Punkt gekostet.»

Torhüter Ramazan Özcan, der zahlreiche Chancen der Hausherren vereitelte und in der 38. Minute sogar einen Handelfmeter von Thorgan Hazard parierte, gab nach dem frustrierenden Auftakt die Marschroute für die nächsten Tage vor: «Ich stelle mich am Montag wieder in die Kiste und lasse die Jungs ballern, bis der Knoten platzt.» Alle wissen: Am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg ist nun schon «ein bisschen Druck da», wie Volland bekannte.

Ganz anders ist die Stimmungslage in Mönchengladbach. Nach der schwachen Vorsaison deutete das Team von Trainer Dieter Hecking mit der überzeugenden Auftaktvorstellung an, dass mit ihr in dieser Spielzeit im Kampf um die internationalen Startplätze wieder zu rechnen ist. «Zu Beginn hätten wir mutiger sein können, in der zweiten Halbzeit waren wir dann giftiger und aggressiver. Das war ein gutes Level, auf dem wir aufbauen können», befand Hecking.

Torwart Yann Sommer war ein starker Rückhalt, wenn die gut organisierte Abwehr um Nationalspieler Ginter mal eine Lücke ließ, und in der Offensive entwickelte die Borussia eine ansehnliche Spielfreude. «Wir waren eklig und haben mit viel Power, Mut und Kreativität nach vorne gespielt. Es hat Freude gemacht. Das sah schon sehr gut aus», lobte Sommer seine Vorderleute. Hecking war dennoch bemüht, nicht zu viel Euphorie aufkommen zu lassen. «Es war ein sehr gelungener Auftakt», sagte er, «aber mehr auch nicht.»

Fotocredits: Federico Gambarini
(dpa)

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