Nach Hoyzer-Skandal brach Toppmöllers Fußballwelt zusammen
Rivenich – Klaus Toppmöller hatte genug. Nach dem Manipulations-Skandal im deutschen Fußball sei vor 15 Jahren für ihn «eine Welt zusammengebrochen», erinnert sich der langjährige Bundesliga-Trainer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
«Und deshalb wollte ich mit Fußball in Deutschland zu der Zeit nichts mehr zu tun haben.» Er habe Angebote aus Deutschland gehabt, «aus Köln zum Beispiel. Aber stattdessen bin ich 2006 als Nationaltrainer nach Georgien gegangen.»
Als Toppmöller am Abend des 10. Februar mit Freunden vor dem Fernseher saß und die Pokalauslosung in der ARD verfolgte, beschlich ihn eine Vorahnung. «Als Paderborn gezogen wurde, habe ich spontan gesagt: Jetzt kommt Hamburg», erzählt er. Es kam so: Am 2. April (18.30 Uhr/Sky) treffen die beiden Zweitligisten im Viertelfinale des DFB-Pokals aufeinander. Allein die Erwähnung dieses Duells weckt bei «Toppi» schlimme Erinnerungen. Denn es war im August 2004 das Pokalspiel, das im Mittelpunkt des Wettskandals stand. «Nun steigt es also wieder», sagt Toppmöller: «Aber diesmal ohne Robert Hoyzer. Und das ist gut so.»
Der damals 25 Jahre alte Hoyzer hatte vor 15 Jahren mit zwei fragwürdigen Elfmetern und einem Platzverweis gegen den Hamburger Emile Mpenza das 4:2 des Drittligisten Paderborn ermöglicht. Doch schon vor diesen Schlüsselszenen habe er Böses geahnt, wie Toppmöller meinte. «Ich habe schon nach wenigen Minuten gesagt: Das ist doch gesteuert», versichert der damalige HSV-Trainer: «So etwas spürt man. Ich habe das nie wieder vorher und nie wieder nachher bei einem Spiel gedacht. Aber damals wurde jede Aktion bewusst gegen uns gepfiffen. Das war unglaublich.»
Auch das HSV-Team zweifelte. «Es gab Gemunkel in der Pause», sagte der damalige Innenverteidiger Bastian Reinhardt Jahre später in einem Interview von «Spiegel TV». «Irgendetwas läuft hier, irgendetwas ist hier komisch», meinte Reinhardt. «Aber man will das einfach nicht wahrhaben.»
Toppmöller sprach seinen Verdacht unmittelbar nach dem Spiel aus, «und dafür habe ich voll auf die Fresse gekriegt. Auch beim DFB wollte niemand hören, dass das manipuliert war. Mir wurde regelrecht gedroht, mich zurückzuhalten.» Toppmöllers Verdacht bestätigte sich. «Und noch heute denke ich sehr oft daran», sagt er: «Eine solche Enttäuschung geht nie wieder aus dem Kopf. Vor allem, weil ich das im deutschen Fußball nicht für möglich gehalten hatte.»
Entschuldigt habe sich Hoyzer bis heute nicht bei ihm, erzählt Toppmöller. Er lege aber auch keinen Wert darauf. «Mit jemandem, der mich einmal betrogen hat, möchte ich nichts mehr zu tun haben», sagt er. Zumal diese Niederlage Toppmöllers Ende als Bundesliga-Trainer einleitete. Sieben Wochen später wurde er in Hamburg entlassen. Bernd Hoffmann, damals und heute wieder Clubchef des HSV, sagte später: «Es ist nicht auszuschließen, dass Klaus Toppmöller bei einem anderen Ausgang heute noch Trainer wäre.» Der Coach war danach noch gut zwei Jahre in Georgien tätig. Danach arbeitete er nie wieder als Trainer.
Hoyzer hält sich derweil mit öffentlichen Aussagen zurück. Das Berliner Landgericht hatte ihn zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt, nach 14 Monaten wurde er vorzeitig entlassen. Mit dem DFB einigte er sich auf eine Strafzahlung von 126.000 Euro. Zuletzt hatte er Posten als Technischer Direktor erst beim Berliner AK und dann bei Viktoria Berlin inne. Anschließend ist er öffentlich nicht mehr mit einem Amt im Berliner Fußball in Erscheinung getreten.
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(dpa)