Nach erneuter Pleite: Todt schließt Trainerwechsel nicht aus

Hamburg – Die Tage von Trainer Markus Gisdol beim Hamburger SV sind gezählt. Wenige Minuten nach der desillusionierenden 0:2 (0:1)-Heimpleite des Vorletzten HSV gegen Schlusslicht 1. FC Köln sprach HSV-Sportchef Jens Todt am Mikrofon erstmals vom möglichen Ende der Zusammenarbeit mit Gisdol.

«Ich kann das nicht ausschließen», antwortete Todt beim TV-Sender Sky auf die Frage nach einem möglichen Trainerwechsel.

Nach sechs sieglosen Spielen in Serie und dem manifestierten direkten Abstiegsrang 17 scheint der Bonus des Retters aus der vergangenen Saison aufgebraucht zu sein. Die anhaltende Erfolglosigkeit, die fehlende Weiterentwicklung der mit hohem finanziellen Aufwand verstärkten Mannschaft und die Ergebnisse der enteilenden Konkurrenz sprechen dafür.

Gisdol verschwand direkt nach dem Abpfiff in den Katakomben des Volksparkstadions, in dem die vielen HSV-Fans unter den 52.647 Zuschauern ihren Unmut durch lautstarke Pfiffe zum Ausdruck brachten. Während Vorstandschef Heribert Bruchhagen standhaft Interviews verweigerte und damit die Spekulationen über die bevorstehende Ablösung des Trainers eher nährte, stellte sich Gisdol wenig später.

«Ich hoffe es», sagte er auf die Frage, ob er glaube, dass er auch im Punktspiel am kommenden Samstag bei RB Leipzig auf der HSV-Bank sitzen werde. «Es war von Anfang an hier eine unglaublich schwierige Zeit beim HSV, aber wir haben es immer wieder hingekriegt», meinte der 48-Jährige.

Das Schreckensszenario mit dem erstmaligen Abstieg des einzigen immer im Oberhaus gebliebenen Gründungsmitglieds rückt rasant näher. Deshalb könnte aus Sicht der HSV-Führung die Trennung als letztes Mittel unumgänglich sein – um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, nicht reagiert und alles versucht zu haben. Und in der Hoffnung, dass ein Neuer rasch neue Impulse beim wankenden HSV setzen und die Wende einleiten kann. Als mögliche Nachfolger gehandelt werden die ehemaligen HSV-Profis Felix Magath und Thomas Doll.

Am Ende dürfte es Gisdol auch nicht helfen, dass er den Dino 2016/17 aus einer ähnlich prekärer Notlage befreit hat. Nach miserablem Saisonstart übernahm er am 26. September den Job von Bruno Labbadia, blieb zwar in den ersten fünf Spielen noch ohne Sieg. Dann aber nahm Gisdol die nötigen personellen Veränderungen konsequent vor und führte den HSV auf den Erfolgsweg zurück.

Vor allem dank der wiedererlangten Heimstärke und den starken Winter-Verpflichtungen Kyriakos Papadopoulos und Mergim Mavraj, die die Defensive stabilisierten, rettete sich der HSV. Am letzten Spieltag gelang ein umjubelter 2:1-Heimerfolg über den VfL Wolfsburg, der dann anstelle der Hamburger in die Relegation musste.

Auch die neue Spielzeit begann gut: Gegen den FC Augsburg (1:0) und beim 1. FC Köln (3:1) gelangen zum Auftakt gleich zwei Dreier, die auf ein Ende der sportlichen Zitter-Spielzeiten hoffen ließen. Allerdings verletzte sich in Nicolai Müller (Kreuzbandriss) ein Schlüsselspieler im «System Gisdol», das fortan immer weniger aufging. Seither holten die Hamburger lediglich neun Punkte. Wohl zu wenig, um Gisdol weiter das Vertrauen zu schenken.

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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