Motivationsfilm macht DLV-Asse heiß – Harting reizt Gold
Rio de Janeiro – Mit einem Motivationsfilm hat der Deutsche Leichtathletik-Verband seine Asse heiß auf Olympia gemacht. «Du schaffst Deinen perfekten Moment» und «Sei so gut, dass Deine Gegner Dich in Rio nicht ignorieren können», heißt es in dem kurzen Clip.
In dem Film sind Lionel Messi, Muhammad Ali oder Robert Harting zu sehen sind. «Wir wollen nichts dem Zufall überlassen», erklärte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen vor Beginn der Wettbewerbe am Freitag. «Auch die mentale Verfassung und der Glaube, etwas Großes leisten zu können, müssen stimmen.»
Der DLV hält zwar seit Jahren nichts mehr von Medaillen-Hochrechnungen. Die 89 deutschen Starter sollen aber schon in der seit 2009 gelegten Erfolgsspur bleiben, nachdem es in Peking 2008 mit nur einer Plakette ein Fiasko gab. Seitdem sind die DLV-Asse wieder stetig auf dem Siegertreppchen zu sehen: Bei Olympia 2012 in London sowie zuletzt bei der WM 2015 jeweils acht Mal.
«Die Mannschaft vermittelt einen sehr motivierten, optimistischen und zuversichtlichen Eindruck», sagte Kurschilgen. Bereits an den ersten beiden Tagen steigen Gold-Anwärter in den Ring: Diskus-Olympiasieger Robert Harting und Weltmeisterin Christina Schwanitz. «Einige unserer chancenreichsten Athleten werden die Olympischen Spiele beginnen und ich wünsche mir, dass der Auftakt gelingt», sagte Cheftrainer Idriss Gonschinska in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
London-Olympiasieger Harting hatte zwar nach Verletzungen keine optimale Saison, seinen Mut hat er aber nicht verloren. «Eigentlich ist Gold gar nicht drin, aber das ist gleichzeitig der Reiz», sagte der 31 Jahre alte Berliner der «Bild»-Zeitung.
Auch Schwanitz plagten Blessuren, sie konnte aber bei der EM mit dem Titelgewinn und der Saisonbestleistung von 20,19 Meter noch Selbstvertrauen tanken. «Ich will eine Schippe weiterstoßen. Perfekt wäre es, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen», meinte sie.
Probleme mit der Fitness hatten auch andere Leistungsträger. Der Olympia-Dritte Raphael Holzdeppe musste um den Rio-Start bangen und hatte bei Nominierungsschluss die Norm von 5,70 Meter nicht in der Tasche. «Ich habe den Vorteil, dass keiner so richtig weiß, was ich draufhabe», sagte Holzdeppe. «Deshalb ist bei den Spielen vielleicht der Überraschungseffekt auf meiner Seite.»
Ein Fragezeichen steht ebenso hinter dem Leistungsvermögen seiner Freundin, der Weitspringerin Sosthene Moguenara. Sie liegt mit 7,16 Metern auf Platz zwei der Weltjahresbestenliste, zog sich aber Ende Mai bei Dreharbeiten für einen Werbefilm eine Verletzung im Sprunggelenk zu. «Sie ist schmerzfrei, wieder voll belastungsfähig, kann maximale Sprünge realisieren», sagte Gonschinska.
Auch von einem weiteren Problemfall, Speerwerfer Thomas Röhler, kann er Gutes berichten. «Die Rückmeldung von ihm ist positiv.» Nachdem Röhler sein Wurfgerät Ende Juni auf 91,28 Meter und damit erstmals über die 90-Meter-Marke schnellen ließ, musste er sich angeschlagen bei der EM mit Platz fünf begnügen. Danach konnte er zwei Wochen nicht werfen.
Deutschlands schnellster Sprinter Julian Reus ist zwar in der Form seines Lebens, was ihn aber im Schatten von Usain Bolt und Co. keinen olympischen Ruhm eintragen wird. Nachdem er am 29. Juli den nationalen 100-Meter-Rekord auf 10,01 Sekunden drückte, könnte er in Rio der erste Deutsche werden, der erstmal unter zehn Sekunden läuft. Wichtiger wäre ihm der Einzug ins Finale oder eine Staffel-Medaille. «Das ist schon das, was ich lieber mitnehmen würde», so Reus.
Dagegen ist Hürdensprinterin Cindy Roleder, die in Amsterdam zum EM-Titel flitzte, eine Kandidatin für eine Medaille. Ebenso haben das Speerwurf-Trio um Linda Stahl und Hammerwerferin Betty Heidler gute Aussichten, auf dem Podium zu landen. Nach WM-Bronze 2015 und dem EM-Titel vor einigen Wochen ist auch Hindernisläuferin Gesa-Felicitas Krause eine Überraschung zuzutrauen. Dies gilt ebenso für Zehnkämpfer Artur Abele, der hinter Weltrekordler Ashton Eaton (USA) in der Weltrangliste Rang zwei einnimmt.
Aus der Riege der jungen Talente ist dem Dreispringer Max Heß einiges zuzutrauen, nachdem er als zweiter Deutscher EM-Gold mit 17,20 Meter holte. «Da geht noch was, ich bin guter Dinge», erklärte der 20-jährige Youngster unbekümmert. Als Medaillenanwärter sieht er sich aber nicht: «Von Platz drei bis Platz acht kann alles sein.»
Fotocredits: Kerim Okten
(dpa)