Mit letzten Aufgebot: Köln stürzt weiter Richtung 2. Liga
Köln – Harmlos, hilflos und vielleicht bald auch hoffnungslos: Mit dem letzten Aufgebot stürzt der 1. FC Köln weiterhin ungebremst dem sechsten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen.
Drei Tage nach der rauschenden Europa-League-Nacht gegen den FC Arsenal (1:0) verloren die personell arg geplagten und extrem verunsicherten Kölner im eigenen Stadion 0:2 (0:1) gegen Hertha BSC.
Zwei Punkte und vier Tore nach 13 Spielen bedeuten Negativ-Rekorde in der 54-Jährigen Bundesliga-Geschichte. Der Rückstand auf den rettenden 15. Platz beträgt schon elf Punkte, der Relegationsplatz ist neun Zähler entfernt. Angesichts von elf Ausfällen bot der FC in dem 16 Jahre alten Yann Aurel Bisseck sogar den zweitjüngsten Spieler der Bundesliga-Historie auf, er machte seine Sache ordentlich.
Die Hertha, die im Gegensatz zu Köln vor dem letzten Europa-League-Spieltag keine Chance mehr aufs Weiterkommen hat und im Pokal gegen den FC ausschied, hat sich als Elfter dagegen etwas Luft nach unten verschafft. Kapitän und Torjäger Vedad Ibisevic erzielte beide Tore (16./64., Foulelfmeter).
Der Druck auf den FC war schon vor dem Spiel durch die Siege von Freiburg gegen Mainz (2:1) und Hamburg gegen Hoffenheim (3:0) noch einmal enorm angewachsen.
Die große Personalnot, vor allem in der Abwehr, hatte beim FC für das überraschende Debüt Bissecks gesorgt. Jünger als das Kölner Eigengewächs, das am Mittwoch seinen 17. Geburtstag feiert, war beim Debüt nur der Dortmunder Nuri Sahin (16 Jahre und 335 Tage). Als Kölner Rekordspieler löste Bisseck kurioserweise Hertha-Profi Mitchell Weiser ab. «Ich habe ihm erst kurz vor 16 Uhr Bescheid gegeben, damit er nicht zu viel darüber nachdenken muss», sagte FC-Trainer Peter Stöger vor dem Anpfiff bei «Sky». In Nikolas Nartey feierte zudem ein 17-Jähriger sein Bundesliga-Debüt bei den Rheinländern.
Trotz der erdrückenden Ausgangsposition und der personellen Lage nahmen die Kölner vor 47 800 Zuschauern im diesmal nicht ausverkauften RheinEnergieStadion ihr Herz in die Hand und spielten zunächst couragiert nach vorne. Die Hertha brauchte lange, um ins Spiel zu finden. Trainer Pal Dardai sprang schon in der Anfangsphase mehrmals wutentbrannt auf und versuchte, korrigierend einzugreifen. Wie aus dem Nichts kamen die Gäste dann zur Führung: Torhüter Timo Horn, bisher beständigster Kölner in dieser Saison, ließ einen harmlosen Kopfball von Davie Selke aus den Fingern rutschen, Ibisevic nahm das Geschenk eiskalt an.
Auf den Rängen herrschte für einige Minuten regelrechte Schockstarre. Und auch bei den Kölner Spielern hinterließ der erneute Nackenschlag Spuren. Die Köpfe sanken, die Verunsicherung war bis auf die Tribüne zu spüren, vom Elan der Anfangs-Viertelstunde war nichts mehr zu sehen. Die Hertha überzeugte weiter nicht, gewann aber nun an Sicherheit und hatte das sehr mäßige Spiel weitgehend im Griff.
Ein Elfmeter hätte dem FC aus der Lethargie helfen können, als Hertha-Verteidiger Karim Rekik der Ball bei einem Schuss von Sehrou Guirassy an die Hand prallte (49.). Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus befragte in ihrem dritten Bundesliga-Spiel Video-Assistent Guido Winkmann, sah sich die Szene selbst noch einmal in der Review Area an und gab den Strafstoß nicht. Keine Zweifel gab es nach dem Foul von Kölns Kapitän Matthias Lehmann an Selke, Ibisevic ließ Horn beim Elfmeter keine Chance. Für Lehmann gab es bei seiner Auswechslung Pfiffe.
Fotocredits: Marius Becker
(dpa)