Medaillenglanz überstrahlt mäßige olympische Segelbilanz
Rio de Janeiro – Die Berliner 49er-Segler Erik Heil und Thomas Plößel haben die deutsche Segel-Nationalmannschaft vor der zweiten olympischen Nullnummer nacheinander bewahrt. Die Bronzemedaille überstrahlt ein insgesamt enttäuschendes Gesamtergebnis der Olympia-Segler.
Das Sailing Team Germany belegt nur Platz 15 in der Nationenwertung von 66 Nationen mit 380 Athleten. Dem Anspruch, mit gestiegenen Fördermaßnahmen und Fördermitteln wieder zu den führenden Nationen aufzusteigen, konnte die junge Mannschaft mit zehn Olympia-Neulingen und nur zwei olympisch erfahrenen Seglern noch nicht gerecht werden.
Symbolisch dafür war das Abschneiden des in den vergangenen vier Jahren erfolgreichsten Seglers Philipp Buhl. Der 26 Jahre alte Laser-Steuermann aus Sonthofen war als Medaillen-Kandidat in die Olympia-Regatta gestartet. Er kam aber mit dem launischen Revier weder in der Vorbereitung noch bei den Spielen zurecht.
«Mein schlechtestes Ergebnis des Jahres», sagte er nach dem Aus als Gesamt-Vierzehnter vor dem Finale. Der Weltranglisten-Erste hatte bei seiner Olympia-Premiere dem Druck nicht wie gewohnt standgehalten und übte Selbstkritik: «Der Schuldige bin ich.»
Buhl ging es ähnlich wie dem australischen Top-Segler Tom Slingsby bei den Spielen 2008. Als Favorit gestartet, wurde Slingsby damals nur 22. Vier Jahre später gewann er souverän Gold.
DSV-Cheftrainer David Howlett erinnerte an einen Grundsatz: «Segeln ist ein Erfahrungssport. Wir konnten nach dem Umbruch nun für 2020 sehr wertvolle Erfahrungen sammeln.» Howlett zog optimistisch Bilanz: «Erik und Thomas haben den Maßstab für die Zukunft gesetzt. Der eingeschlagene Modernisierungskurs muss jetzt fortgesetzt werden.»
Der Deutsche Segler-Verband will nach gründlicher Aufarbeitung des Olympia-Einsatzes über sein künftiges Förderkonzept und mögliche Trainer-Neuverpflichtungen entscheiden. In Rio war Großbritannien die erfolgreichste Segel-Nation. Die Briten gewannen zwei Goldmedaillen und holten einmal Silber. Zudem schafften sie es in allen zehn Segel-Disziplinen in die Top-Ten – Deutschland gelang dies nur zweimal.
Fotocredits: Nic Bothma,Nic Bothma,Olivier Hoslet
(dpa)