Medaille für DHB-Team kein Tabu – Revanche gegen Katar

Rio de Janeiro – Auf einmal ist eine Olympia-Medaille kein Tabu-Thema mehr im deutschen Handball-Lager. Mit der Kraft der Jugend und dem Selbstvertrauen aus dem Gruppensieg stürzt sich der Europameister am Mittwoch in Rio de Janeiro in sein Viertelfinale gegen Katar.

«Auf neutralem Boden sehe ich Möglichkeiten auf den Einzug ins Halbfinale. Das ist eine Aufgabe, die wir zu bewältigen haben, um dann den Traum von einem Medaillenspiel zu leben», sagte Delegationsleiter Bob Hanning.

Platz eins in der Vorrundengruppe hat die Deutschen nicht in Euphorie versetzt. Doch als Mutmacher taugt der Etappensieg allemal. «Jetzt können wir mit einer Menge Selbstvertrauen ins Viertelfinale gehen», erklärte der treffsichere Rechtsaußen Tobias Reichmann. «Es ist ein Viertelfinale, das Alles-oder-Nichts-Spiel, da ist es egal, wer der Gegner ist. Wir wollen auf jeden Fall ins Halbfinale», sagte Rückraumspieler Kai Häfner.

Vier Siege in fünf Spielen und die Spitzenposition waren Bundestrainer Dagur Sigurdsson mächtig viel wert. «Tabellenplatz eins bei den Olympischen Spielen ist auch ein Signal. Das bestätigt, dass wir dabei sind, und es ist eine Bestätigung für die letzten beiden Jahre», sagte der Isländer, der das Amt 2015 übernommen hatte.

Nach dem Fehlen bei den Olympischen Spielen in London 2012, der EM 2014 in Dänemark und dem sportlichen Verpassen der WM 2015 in Katar ging es unter seiner Regie bislang bergauf: Platz sieben in Doha, wo erst eine Wildcard die Teilnahme ermöglichte, Europameister im Januar 2016 und nun – sieben Monate später – die olympische K.o.-Runde. «Unsere Reise geht weiter», verkündete Sigurdsson nicht ohne Stolz.

Er hält sein Team, das im Gegensatz zur EM in Polen (24,875) einen Altersschnitt von 28 Jahren aufweist, für jung genug, um die bisherigen Strapazen wegzustecken. «Wenn man fünf Spiele in zehn Tagen macht, ist es egal, wie gut man vorbereitet ist, man ist k.o.; da ist es kein Nachteil, dass wir eine junge Mannschaft sind», sagte Sigurdsson und vertraut auf die rasche Regeneration. Zudem sei seine Auswahl sehr ausgeglichen besetzt. «Wir haben gute Karten, weil wir viel gewechselt haben», meinte er und fügte an: «Es ist ja nicht so, dass alle anderen frisch sind.»

Katar hatte bei der Heim-WM 2015 mit Platz zwei für Furore und mit seiner Einbürgerungskampagne für gehörigen Wirbel gesorgt. In der vom spanischen Weltmeister-Trainer Valero Rivera betreuten Inter-Nationalmannschaft stehen sieben Spieler aus sechs europäischen Nationen, ein Kubaner, ein Ägypter und ein Syrer. «Da spielen wir gegen eine Europa-Auswahl. Daher ist es ein europäischer Spielstil», urteilte DHB-Leistungssportchef Hanning.

Mit den Kataris hat der Europameister noch eine Rechnung offen: Bei der WM in Katar hatte das Team im Viertelfinale umstritten mit 24:26 verloren. Nun sieht der Bundestrainer seine Mannschaft aufgrund erworbener Turnierreife gerüstet für eine Revanche. «Ein Viertelfinale liegt uns nicht so schlecht. Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit K.o.-Spielen. Schon in Polen sind wir mit jeder Aufgabe gewachsen», erklärte er.

Fotocredits: Marijan Murat
(dpa)

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