Mallorca kassiert doppelt ab: Urlauber zeigen Verständnis
Palma – Ausgebuchte Hotels aller Kategorien, volle Strände und Restaurants, buntes Treiben am Ballermann: Die im Juli letzten Jahres eingeführte – und vor allem bei Hoteliers umstrittene – Urlaubersteuer auf Mallorca und den anderen Baleareninseln hat dem Besucherzustrom keinen Abbruch getan.
Im Gegenteil: Die zunehmende «Tourismusphobie» der Mallorquiner eben wegen dieses Massenandrangs war eines der Schlagworte dieses Sommers. Jetzt hat die linke Regierungskoalition der Inselgruppe noch einmal nachgelegt – und die «Ecotasa», also die
«Ökotaxe», ab 2018 kurz entschlossen verdoppelt. Lehnt sie sich damit nun zu weit aus dem Fenster?
Während die Kritiker auf die Barrikaden gehen, bleiben die Politiker standhaft: Die Steuer sei extrem wichtig, um den durch den Tourismus verursachten Umweltschäden entgegenzuwirken, lautet ihr Hauptargument. Der Großteil der erwarteten Einnahmen in Höhe von 120 Millionen Euro soll deshalb in nachhaltige Projekte fließen, um das natürliche und historische Erbe der Inseln zu schützen. «Die Einnahmen des ersten halben Jahres (Juli bis Dezember 2016) von 30 Millionen Euro haben bereits die Finanzierung von insgesamt 46 Projekten ermöglicht», sagte Tourismusminister Biel Barceló der Deutschen Presse-Agentur.
Je nach Qualität der Unterkunft müssen Gäste ab kommendem Jahr pro Tag und Person zwischen einem und vier Euro zahlen, in der Nebensaison wird die Abgabe, wie bisher, halbiert. «Kinder unter 16 Jahren sind nach wie vor von der Zahlung der Steuer ausgenommen», so Barceló. Dafür werden Kreuzfahrttouristen künftig zur Kasse gebeten, unabhängig von der Dauer, die sie im Hafen verbringen.
Die Sonnenanbeter am Strand von Palma nehmen die Ankündigung dieser Mehrkosten zunächst einmal gelassen. «Es gibt keine Steuer auf dieser Welt, die mich davon abhalten würde, nach Mallorca zu kommen. Dafür liebe ich die Insel zu sehr», sagt die Britin Zoey. Auch Herbert aus dem Burgenland zeigt Verständnis. «Ich finde es ganz normal, dass es hier eine Touristensteuer gibt – in Österreich und Deutschland gibt es das ja auch, etwa die Kurtaxe», sagt er.
Die positiven Kommentare scheinen dem Tourismusministerium Recht zu geben. Es seien «keine negativen Folgen für die Wirtschaft der Inseln», zu spüren gewesen, versicherte Barceló vor Journalisten. «Die Abgabe hat sich weder auf die Beschäftigungszahlen des Sektors noch auf die durchschnittlichen Ausgaben der Touristen negativ ausgewirkt, ganz im Gegenteil.»
Nach einer jüngsten Erhebung des spanischen Statistikamts hat der Ansturm auf die Inseln 2017 tatsächlich alle Rekorde gebrochen – trotz der «Ecotasa». Zwischen Januar bis Juli reisten demnach 7,9 Millionen auswärtige Besucher nach Mallorca, Ibiza, Menorca oder Formentera. Das sind stolze 7,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein im Juli landeten 2,5 Millionen Ausländer. Den Hauptanteil stellten mit 29 Prozent die Deutschen, dicht gefolgt von den Briten.
Hoteliers und Reiseveranstalter sind dennoch entsetzt. Sie warnen, die Steuer werde viele Touristen dazu bewegen, sich künftig für andere Ziele am Mittelmeer zu entscheiden. Der Verband der Hoteliers von Mallorca kritisierte das Vorhaben als «katastrophal». Bislang habe die Steuer keine positiven Auswirkungen gezeigt, «weder im sozialen Bereich noch in Bezug auf das touristische Angebot», klagte Verbandspräsidentin Inmaculada Benito.
Übrigens ist es nicht das erste Mal, dass sich die Balearen an eine Touristenabgabe trauen. Zwischen 2001 und 2003 ging der Schuss aber gewaltig nach hinten los: Zwar waren damals 160 Millionen Euro in die Insel-Kassen geflossen – unterm Strich blieb aber wegen eines starken Einbruchs der Buchungen ein großes Minus. Die Steuer wurde schnell wieder abgeschafft.
Dieses Mal scheint – zumindest bis jetzt – die Liebe der meisten Urlauber zu den Inseln alle finanziellen Bedenken zu zerstreuen. Die Österreicherin Irmgard bringt die allgemeine Stimmungslage auf den Punkt: «Wenn es nun sehr viel teurer wird, spart man eben an anderer Stelle», sagt sie. «Aber deswegen werden wir nicht auf Mallorca verzichten.»
Fotocredits: Jens Kalaene
(dpa)