Mainz-Coach Schmidt ruht in sich – «Geht um die Sache»

Mainz – Der Druck und die Turbulenzen um ihn werden immer größer, doch Martin Schmidt ruht auch nach einem Drei-Tage-Bekenntnis in sich selbst. 

Vier Pleiten in Serie und wachsende Abstiegssorgen bescheren dem charismatischen Schweizer bei Mainz 05 eine äußerst ungemütliche Situation: Schmidt hat nicht mehr viel Zeit, die Rheinhessen vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu bewahren – und sich selbst vor dem Verlust seines Jobs. «Ich spüre die Rückendeckung zu einhundert Prozent. Das Spiel war ein Signal, dass Mainz 05 lebt», kommentierte der 49-Jährige den ordentlichen Auftritt beim 2:3 (0:0) gegen Champions-League-Aspirant RB Leipzig am Mittwochabend.

Von den Verantwortlichen bekam er jene Rückendeckung tatsächlich nur für drei weitere Tage. «Er wird definitiv am Samstag in Freiburg auf der Bank sitzen», sagte Sportdirektor Rouven Schröder und wischte damit Spekulationen um eine schnelle Ablösung in der Englischen Woche beiseite. Doch klare Bekenntnisse von Dauer vermied Schröder erneut. «Es ist klar, dass wir in Freiburg drei Punkte holen müssen», forderte er – und nahm damit auch den kritisierten Trainer in die Pflicht.

Der machte am Donnerstag eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung bei seinen Schützlingen aus. «Ich habe heute eine kämpferische und motivierte Truppe empfangen», berichtete er. Seiner persönlichen Situation ist sich der FSV-Trainer durchaus bewusst, will sie aber nicht in den Fokus stellen. «Es geht prinzipiell um die Sache, mit Mainz in der Liga zu bleiben. Meine Person spielt dabei eine untergeordnete Rolle, auch wenn ich weiß, dass die Verantwortung bei mir liegt», sagte Schmidt.

Von einem Endspiel in Freiburg möchte er nichts wissen. «Endspiel?  Ich glaube, diese Frage stellt sich nicht. Wir haben noch sieben Spiele», sagte der Walliser im festen Glauben, diese mit den 05ern bestreiten zu dürfen. Ganz ausblenden kann er den Druck aber nicht: «Wir haben eine Ergebniskrise, da müssen wir rauskommen. Ich weiß, dass wir in Freiburg punkten müssen.»

Schmidt wirkt dennoch nicht angeschlagen, sondern gelassen. Er ist analytisch, sachlich und humorvoll – wie immer. Den vermeintlichen Gegenwind spürt er nicht, sagt Schmidt. «Entscheidend ist, wie es intern ist. Und intern ist es komplett anders.»

Sportchef Schröder bestätigte dies: «Wir sind eng beieinander.» Die Frage ist nur, wie lange noch. Das Drei-Tage-Bekenntnis zum Trainer verband Schröder daher mit einem klaren Appell an die Moral des Teams. «Der Kopf muss hoch. Das habe ich jedem einzelnen Spieler auf dem Platz gesagt. Kopf in Sand kann jeder, also Kopf nach oben und ab nach Freiburg», erklärte der 41-Jährige.

Im Breisgau will Schmidt mit der Mannschaft die Wende erzwingen, auch im eigenen Interesse. Der gelassene wie akribische Trainer sagte dem Magazin «11 Freunde» einst: «Ich bin mir sicher, dass es in den nächsten Jahren einen Tag gibt, an dem ich sage: ‚So, das war jetzt Fußball. Ich gehe wieder heim.‘ Davon bin ich zu einhundert Prozent überzeugt.» Den Tag würde Schmidt aber gerne selbst auswählen – und der kommende Sonntag soll es noch nicht sein.

Fotocredits: Thomas Frey
(dpa)

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