Luise Malzahns Traum: Mit Medaille auf den Corcovado
Halle (dpa) – Auf ihrer Homepage erscheint das Bild der 38 Meter hohen Christusfigur auf dem Gipfel des Corcovado. «Mein Traum ist es, vor dieser Sehenswürdigkeit ein Selfie von mir mit der Olympia-Medaille um den Hals machen zu können», sagt Judokämpferin Luise Malzahn.
Die Polizei-Kommissarin, die im Jahr 2009 in Aschersleben ihre berufliche Ausbildung begann, hat sich das Ticket für die Olympischen Spiele souverän gesichert. «Es wäre super, wenn Luise eine Topplatzierung gelingt. Aber ich möchte auch keinen zusätzlichen Druck aufbauen. Das Mädchen wird ihren Weg schon machen», erklärt der Leiter der Olympiastützpunktes Magdeburg, Helmut Kurrat.
Der 26-jährigen gebürtigen Hallenserin wurden die Sportgene bereits in die Wiege gelegt. Ihr Vater Klaus-Dieter Malzahn kam aus dem Schwimmen und war jahrelang Geschäftsführer des SV Halle. Mutter Christine war in ihrer Jugend eine sehr gute Diskuswerferin. «Zum Judo bin ich aber durch meine sieben Jahre ältere Schwester Claudia gekommen, die vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in London für Deutschland startete. Es hat mir schon imponiert, wie viele Medaillen und Pokale sie von den Judowettkämpfen nach Hause brachte. Sie war super erfolgreich. Und ich wollte ihr nachahmen», erzählt Luise Malzahn. Das schaffte die Hallenserin. 2015 wurde sie in Baku EM-Zweite, bei der WM in diesem Jahr gewann sie in Astana Bronze und wurde auch in Kasan EM-Dritte.
Beim VfL Köthen machte Malzahn unter der Anleitung von Olaf Schwerdtfeger ihre ersten Schritte auf der Tatami. Derzeit wird die Hallenserin von Bundestrainer Michael Bazynski, dem Berliner Stützpunkt-Coach Frank Borkowski und ihrem halleschen Trainer Werner Schulze auf den Saisonhöhepunkt akribisch vorbereitet.
«Ich habe von allen Trainern profitiert, denn der Weg zum Erfolg ist ein langer Prozess. Es gibt wenige Menschen, die es verstehen, dass ich zwei bis dreimal täglich trainiere und ein halbes Jahr in der Weltgeschichte unterwegs bin», berichtet Malzahn. Es sei auch keine Selbstverständlichkeit, dass sie diese sehr guten Bedingungen dank ihres Arbeitgebers und der Unterstützung von Polizeipräsidentin Christiane Bergmann habe, erklärt die Sportlerin, die bei den Kämpfen unter den olympischen Ringen keine Konkurrentin fürchtet: «Sicherlich ist Kayla Harrison aus den USA die Topfavoritin in meiner Gewichtsklasse. Aber auch sie ist nicht unschlagbar.» Die Deutsche liegt für das olympische Turnier auf der Setzliste auf dem sechsten Rang und wird somit im ersten Kampf nicht auf die Amerikanerin treffen.
Bei ihren ersten Olympischen Spielen hat die begeisterte Bäckerin, die am liebsten eine Donauwelle zubereitet, ihren eigenen Fanclub in Rio de Janeiro mit dabei. Ihre Eltern, Freund Gunther, der ebenfalls Judokämpfer ist, und Onkel Karl-Heinz werden Luise Malzahn bei den Kämpfen in der Olympia-Halle unterstützen. Nur Schwester Claudia fehlt, weil Luise demnächst Tante wird.
Fotocredits: Wolfram Kastl
(dpa)