Lookman blieb standhaft: RB-Neuzugang traf mit alten Tretern
Mönchengladbach – Fast wäre ihm der Eigensinn zum Verhängnis geworden. Doch weil Ademola Lookman standhaft blieb, feierte RB Leipzig seinen ersten Auswärtssieg seit fast vier Monaten.
«Eigentlich wollte ich ihn nach fünf Minuten schon wieder auswechseln, weil er nur rumgerutscht ist», meinte Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem 1:0 (0:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach.
Der kurz vor Transferschluss vom FC Everton ausgeliehene Neuzugang fand nach seiner Einwechslung in der 78. Minute keinen Halt mit seinem Schuhwerk und rutschte immer wieder aus. Dann erwischte er den Ball zwei Minuten vor Schluss perfekt und erzielte den Siegtreffer – mit dem einzigen Paar Schuhe, das er aus England mitgebracht hat. «Er wollte sie schon im Training nicht ausziehen. Nicht auszudenken, wenn ich ihn ausgewechselt hätte. Ich freue mich für ihn, dass er getroffen hat», sagte Hasenhüttl immer wieder kopfschüttelnd.
Der 20 Jahre alte Torschütze konnte sein Glück kaum fassen. «Das waren tolle Emotionen und ein großer Moment für mich», meinte der englische U-20-Weltmeister nach seinem beeindruckenden Kurzauftritt.
Seinen Eigensinn hatte er schon beim Wechsel nach Leipzig gezeigt. Eigentlich wollte Sam Allardyce, der Trainer des FC Everton, seinen Offensivspieler nicht abgeben. Doch der ließ sich nicht beirren und wollte unbedingt nach Deutschland. «Ich will mich in der Bundesliga durchsetzen und noch mehr Tore schießen», sagte Lookman, der schon als Kind Bundesliga-Fußball gesehen hat. Beim FC Everton hatte er mit zwei Treffern in drei Europa-League-Spielen für Aufsehen gesorgt.
Dass er nach diesem Tor im ersten Spiel nun seinen Einstand geben muss, wusste der Neu-Leipziger allerdings noch nicht. «Oh, das ist eine Tradition hier. Okay, dann muss ich wohl einen ausgeben«, sagte der Engländer. «Jetzt kann er blechen», meinte Kevin Kampl, der sich mit allen Kollegen für seinen neuen Mitspieler freute. «Das macht die Integration leichter und gibt ihm Selbstvertrauen.»
Ralf Rangnick hatte sich nach der Last-Second-Verpflichtung von Lookman noch verärgert gezeigt. Einen Ersatz für den verletzten Emil Forsberg hätte sich der Leipziger Sportdirektor eher aus den Reihen des eigenen Nachwuchses gewünscht. Doch die fehlende Qualität bei den A-Junioren lastete Rangnick der Scoutingabteilung an. «Wir haben in den letzten fünf Jahren eine brutal schnelle Entwicklung genommen. Das ist dann auch für die Abteilungen nicht so einfach, Schritt zu halten», sagte Rangnick im ZDF-Sportstudio.
Die sportliche Situation stimmte den Sportdirektor nach dem wichtigen Auswärtssieg zufrieden. «Das war ein Sechs-Punkte-Spiel. Wenn man bei der Konkurrenz gewinnt, schlägt’s doppelt zu Buche«, meinte Rangnick. Für Hasenhüttl war besonders wichtig, dass die Mannschaft nach acht Spielen mal wieder ohne Gegentor blieb. «Das hatte Priorität», sagte der Trainer.
RB-Torhüter Peter Gulacsi lobte das Defensivverhalten seines Teams. «Wir hatten zuletzt ein bisschen Pech, als wir gut verteidigt haben und trotzdem nicht zu null spielen konnten. Heute waren wir richtig konzentriert», befand der Schlussmann.
Fotocredits: Marius Becker
(dpa)