Liga traut Leipzig Titelcoup nicht zu

Düsseldorf – Kann die Überraschungsmannschaft RB Leipzig dem FC Bayern München sogar den 27. Titel wegschnappen?

Die Mehrheit der Konkurrenz glaubt vor dem Start ins Fußball-Jahr 2017 daran laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht – und denkt wie Ingolstadts Sportdirektor Thomas Linke: «Nein, Bayern wird sich durchsetzen und den Titel holen.»

Auch Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic erwartet nicht, «dass ein anderer sie noch einholen kann.» Für Kölns Chefcoach Peter Stöger sind die Bayern «klarer Favorit», Wolfsburgs Trainer Valerien Ismael erwartet die Münchner am 20. Mai ebenso vorn. «Leipzig fehlt noch ein gutes Stück, um Meister zu werden», lautet sein Urteil. Momentan trennen Leipzig und den FC Bayern nur drei Punkte.

Pal Dardai, der mit Hertha BSC unerwartet Tabellendritter ist, hält indes alles für möglich. «So lange der Ball rund ist, kann immer alles passieren», sagt der ungarische Fußballlehrer. «Wenn das in diesem Jahr überhaupt ein Club schaffen kann, ist das Leipzig. Vielleicht.» Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann erwartet, dass die Sachsen weiter «eine gute Rolle» spielen werden, vermutet aber: «Am Ende werden ein paar Spieler am Marienplatz stehen, die mehr lachen als die anderen.»

Einen Absturz der Leipziger erwartet aber die Konkurrenz nicht. RB-Trainer Ralph Hasenhüttel möchte sein Team nicht mit «überzogener Erwartungshaltung» überfrachten, will sich den Bayern aber nicht geschlagen geben: «Ich habe das Gefühl, dass ich dem FC Bayern nicht schon zur Meisterschaft gratulieren muss. Dementsprechend ist noch nichts entschieden.»

Die Münchner könnten bereits am Freitag mit einem Punktgewinn beim SC Freiburg die 22. sogenannten Herbstmeisterschaft perfekt machen. In 18 von 21 Fällen standen die Bayern nach Platz eins zur Halbzeit auch beim Saisonfinale ganz oben. Ob die Leipziger weiter mithalten können, wird sich am Samstag im Topspiel gegen den Tabellenvierten Eintracht Frankfurt zeigen.

Für den ins Präsidentenamt zurückgekehrten Uli Hoeneß ist der Titel nach bisher nicht berauschenden Spielen seines Topteams das Ziel. «Es ist unsere Aufgabe, all die Freunde, die sich jetzt schon die Hände reiben, dass es endlich beim FC Bayern auch mal bergab geht, am Saisonende wieder weinen zu sehen», sagte er süffisant.

In den vermeintlichen Titel-Zweikampf dürfte kaum noch ein dritter Club eingreifen. Der Tabellendritte Hertha BSC ist neun Zähler vom Topplatz entfernt, Frankfurt zehn und der einstige Mitfavorit Borussia Dortmund (6. Rang) gar zwölf Punkte. «Klar ist, wir wollen auf jeden Fall unter die ersten Drei. Wir haben viel vor», erklärte BVB-Coach Thomas Tuchel. Auch Bayer Leverkusen (9./21 Punkte) hat nach schwacher Ausbeute vor der Winterpause die Rückkehr in die Champions League nicht abgehakt. «Wir müssen versuchen, uns von Spieltag für Spieltag etwas ranzurobben», sagte Sportdirektor Rudi Völler. «Bevor wir ein paar Dinge überspringen: Erst mal geht es darum, in die Europa League zu kommen.»

Kandidaten für einen der sechs feststehenden Europacup-Plätze sind nach dem Tabellenstand vor dem 17. Spieltag noch 1899 Hoffenheim (5./28), der 1. FC Köln (7./25) und der SC Freiburg (8./23). Fraglich ist, ob es dem FC Schalke 04 (11./18), dem VfL Wolfsburg (13./16) oder Borussia Mönchengladbach (14./16) gelingt, sich hochzuarbeiten.

Die Gladbacher hoffen auf Aufwind durch Dieter Hecking, der bis Oktober noch Coach in Wolfsburg war. Bei den Niedersachsen setzen sie unterdessen auf den Manager-Novizen Olaf Rebbe. Zeigen wird sich, ob der kurz nach Weihnachten zum Cheftrainer beförderte Manuel Baum den FC Augsburg von der Abstiegsangst befreien kann.

Abstiegskandidat Nummer eins ist der Tabellenletzte Darmstadt 98 mit nur acht Punkten aus 16 Partien. Hoffnungsträger ist Torsten Frings. Der Liga-Trainerdebütant soll das fast Unmögliche schaffen: Den Klassenverbleib. Unterstützung erhält er vom Ex-Nationalspieler Sidney Sam, der von Schalke ausgeliehen wurde und einer von 17 Spielern ist, die bisher in der Winterpause einen neuen Arbeitgeber gefunden haben. Insgesamt investierten die Bundesligisten 56 Millionen Euro in Neuzugänge – bereits mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Mit der Verpflichtung der Verteidiger Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos will der Hamburger SV (16./13) die zweitschwächste Abwehr der Liga stärken und besser für den Abstiegskampf gewappnet sein. Die Lage bleibt bedrohlich, auch nach Ansicht des neuen Vorstandschefs. «Wer nach zehn Spieltagen zwei Punkte hatte, ist bis zum 34. Spieltag dabei», sagte Heribert Bruchhagen.

Fotocredits: Andreas Gebert
(dpa)

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