Liebe gegen Misstrauen: Welt-Boss braucht sauberes Image
Rio de Janeiro – Der mächtigste Mann des Welt-Volleyballs fühlt sich wohl bei seinem Olympia-Heimspiel in Rio de Janeiro – trotz aller Diskussionen um seine Person. «Ich bin ein Carioca de Copacabana», sagt Ary Graca.
«Ich bin hier geboren, fünf Blocks vom FIVB-Haus entfernt. Ich bin hier zur Schule gegangen. Ich hatte aber kein Geld, um zu studieren», erzählt Graca.
Der 73 Jahre alte FIVB-Präsident ist in seiner Heimat umstritten. Graca wurde vorgeworfen, vor knapp drei Jahren als Brasiliens Volleyball-Boss bei der Verlängerung eines Sponsorenvertrages in Korruption verwickelt gewesen zu sein. «Es gab Funktionäre im brasilianischen Verband, die mich zum Täter machen wollten, um ihre eigenen Leute in Ämter zu kriegen und die Macht zu übernehmen», sagt Graca.
Das Präsidentenamt in Brasilien hat er aufgegeben, das Misstrauen ist geblieben. «Es liegt nichts mehr gegen mich vor. Die Polizei hat alles untersucht, es ist alles vom Tisch», betont Graca. Nach der Wahl zum Weltverbandspräsidenten hatte er sein Amt im nationalen Verband aufgegeben. «damit ich nicht in Verdacht gerate, die Positionen zu vermischen oder zu missbrauchen», wie Graca sagt.
Vom brasilianischen Volk, für das Volleyball nach der «Religion Fußball» Sportart Nummer zwei ist, fühlt sich Graca geliebt. «Sie wollen mich sogar wählen als Minister oder Bürgermeister. Aber ich bin kein Politiker.» Für ihn sei es kein Problem, allein in eine Favela zu gehen. «Die Leute wissen, woher ich komme und was ich als FIVB-Präsident für sie tun kann», bemerkt er.
Der ehemalige Volleyballer von Botafogo ist ein Strippenzieher und will seine Sportart weltweit auf eine neue Ebene heben, dazu braucht er ein positives Image. In der Halle und am Beach sorgt der Volleyball in Rio mit für die stimmungsvollsten Olympia-Wettkämpfe.
In seiner Heimat hatte Graca das Projekt «Viva Volley» gegründet: «In 13 Staaten Brasiliens spielen mehr als 200 000 Kinder und Jugendliche Volleyball.» Jetzt investiere die FIVB beispielsweise 17 Millionen Dollar für ein Volleyball-Programm in den Schulen, berichtete Graca, dessen Großeltern aus Deutschland stammten.
Unschöne Themen wie Doping passen nicht in dieses Bild. Der Volleyball-Weltverband hat den russischen Teams die Olympia-Teilnahme gewährt, obwohl die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA in ihrem Bericht klar belegte, dass Volleyballer ins russische Staatsdoping-System integriert waren.
«Wir haben die WADA aufgefordert, uns die Namen der im McLaren-Report erwähnten zwölf russischen Volleyballer zu liefern. Wir haben die Namen, aber sie haben nichts mit denen zu tun, die hier in Rio spielen», sagt Graca. Der Fall des brasilianischen Beachstars Pedro Solberg, der 2011 nach einem positiven Test freigesprochen wurde, sei «ein Fehler des Doping-Labors in Brasilien» gewesen. Und mit einem Lächeln versichert er: «Unter dem Strich kann ich sagen, dass Volleyball ein sauberer Sport ist.»
Fotocredits: Jens Mende
(dpa)