Lewandowski in der Kategorie des «Bombers»
München – Im Rucksack trug Robert Lewandowski den Spielball aus der Münchner Arena. Seinen vierten Dreierpack in der Fußball-Bundesliga erzielte der Torjäger des FC Bayern beim 8:0 gegen den Hamburger SV – und das auch noch als Teilzeitkraft.
Schon nach 57 Minuten beendete Trainer Carlo Ancelotti den Arbeitstag des so torhungrigen 28-Jährigen, der im Fernduell um die Torjägerkanone mit dem Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang gerne weiter zugeschlagen hätte.
«Wir hatten viel Lust aufs Toreschießen», berichtete Lewandowski. Er sah aber schließlich ein, dass sein Coach mit Blick auf die anstehenden Aufgaben im DFB-Pokal gegen Schalke sowie anschließend in Liga und Champions League auch in seinem Sinne gehandelt hatte. «Für die Zukunft ist es besser, mal zu stoppen», sagte Lewandowski. Im Moment spiele die Torschützenliste für ihn «keine große Rolle», flunkerte Lewandowski, der «Vollblutstürmer», wie ihn Kapitän Philipp Lahm nannte: «Im Sechzehner ist Robert unglaublich stark.»
Mit 19 Treffern hat der Pole gleichgezogen mit Aubameyang, der beim Dortmunder 3:0 in Freiburg zweimal erfolgreich war. «Das wird ein interessanter Zweikampf an der Spitze der Torjägerwertung», sagte Karl-Heinz Rummenigge. Der Bayern-Chef schwärmte mal wieder von Lewandowski und hob den Stürmer sogar auf eine Stufe mit dem «Bomber der Nation», dem erfolgreichsten Bundesliga-Schützen aller Zeiten. «Er gehört in die Kategorie Gerd Müller», sagte Rummenigge.
Die Gleichstellung mit der Münchner 365-Tore-Legende schmeichelte Lewandowski, auch wenn solche Vergleiche schwierig seien. «Ich schreibe meine Geschichte. Es freut mich, wenn es heißt, ich stehe auf der gleichen Stufe wie Gerd Müller oder andere große Stürmer des FC Bayern. Aber ich will etwas Neues zeigen, was andere noch nicht gemacht haben», sagte Lewandowski. Es gelingt ihm immer wieder.
Stürmer-Kollege Thomas Müller traf selbst gegen den HSV wieder nicht. Aber das war diesmal kein Makel. Auch der Weltmeister, der erst ein Liga-Saisontor erzielen konnte, trumpfte auf, war gleich an mehreren Treffern als direkter Vorbereiter oder Einleiter beteiligt. Auch den Foulelfmeter, den Lewandowski verwandelte, holte Müller raus.
Carlo Ancelotti ernannte ihn sogar zum Spieler des Spiels. «Thomas Müller war der beste Spieler auf dem Platz, auch wenn er kein Tor erzielt hat. Müller war der Schlüssel zu diesem Sieg», lobte der Bayern-Coach. «Das war Thomas‘ beste Saisonleistung», meinte auch Rummenigge. «Thomas ist so wichtig, das sehen alle Fußball-Experten. Er zieht Räume für uns, wir brauchen ihn unbedingt», plädierte Arjen Robben für seinen Angriffskollegen und damit auch Konkurrenten.
«Ich war deutlich mehr am Spiel beteiligt als in den Spielen zuvor», sagte Müller: «Aufs Tor geschossen habe ich wieder nicht, aber das konnte ich verschmerzen.» Besonders eine Szene trug ihm viel Lob und Anerkennung ein. Beim 5:0 von David Alaba suchte er nicht eigensinnig den Abschluss, sondern legte dem Österreicher den Ball uneigennützig auf. «Vielleicht ist der Assist auf den David ein Paradebeispiel für das, was ich schon oft gesagt habe: Ein Tor ist für mich nicht alles», sagte Müller. Teamwork vor Egoismus – Respekt.
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(dpa)