Leverkusen und Co. – Große Ambitionen, enttäuschende Saison

Berlin – Mindestens die Europa League sollte es werden, bestenfalls die Champions League. Doch Leverkusen liegt vor dem letzten Spieltag auf Rang zwölf. Andere Bundesliga-Clubs enttäuschen ihre Fans ebenfalls. Zwei von ihnen müssen sogar um den Klassenerhalt bangen.

Pal Dardais Meistertipp war gewagt. «Leverkusen. Das ist ernst gemeint», hatte der Trainer von Hertha BSC vor der Fußball-Bundesliga-Saison gesagt. «Das ist eine gefährliche Mannschaft: Schnelligkeit, guter Trainer, die werden das gut machen dieses Jahr.» Weit gefehlt. Vor dem letzten Spieltag liegt die Werkself auf Rang zwölf und der «gute Trainer» – Roger Schmidt war gemeint – wurde längst von Tayfun Korkut abgelöst, der nach der Spielzeit allerdings auch schon wieder weg ist.

Bayer-Sportchef Rudi Völler hatte im Sommer die Europa League als «absolutes Minimalziel» ausgegeben. Wunschziel sei die Champions League. «Unser Ziel ist, den Abstand auf Dortmund zu verkürzen», hatte er gesagt. Das ist nicht gelungen – der BVB ist Dritter. Bayer 04 ist jedoch nicht der einzige Club, der weit hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben ist.

Noch vier Plätze hinter den Rheinländern liegt der Hamburger SV. Nach zuvor zwei Relegationsteilnahmen nacheinander, beendeten die Norddeutschen die Saison 2015/16 auf Rang zehn – die Angst um den Klassenverbleib sollte der Vergangenheit angehören, der Blick war nach vorne gerichtet. Unter anderem wechselten Filip Kostic (vom VfB Stuttgart), Alen Halilovic (FC Barcelona) und Bobby Wood (Union Berlin) an die Elbe. Insgesamt investierten die Hanseaten geschätzt rund 30 Millionen Euro in neue Spieler.

Diese erleben nun mit, was der HSV eigentlich vermeiden wollte: Zittern um den Klassenverbleib bis zum 34. Spieltag – und vielleicht darüber hinaus. Gewinnt Hamburg am Samstag gegen Wolfsburg nicht, heißt es zum dritten Mal binnen vier Jahren: Relegation. Sportchef Jens Todt deutete die Lage vor der Partie gegen den Tabellenfünfzehnten positiv. «Wir sind in Schlagdistanz – und wir haben eine Heimspiel», sagte er auf der Vereinswebsite.

Noch weniger als der HSV hätten wohl die Gäste aus Niedersachsen vor der Saison damit gerechnet, gegen den Abstieg kämpfen zu müssen. In Daniel Didavi, Yannick Gerhardt, Jeffrey Bruma, Borja Mayoral und Mario Gomez kamen ambitionierte Spieler nach Wolfsburg. Nach zuvor drei Spielzeiten, die der VfL auf Rang acht (2015/16), zwei (2014/15) und fünf (2013/14) abgeschlossen hatte, wird das Team von Coach Andries Jonker die aktuelle Spielzeit definitiv in der unteren Tabellenhälfte abschließen.

Es hätte jedoch noch schlimmer kommen können. Gomez ist es zu verdanken, dass der VfL mit einem Remis in Hamburg noch die Chancen hat, die Relegation zu vermeiden und nicht noch viel tiefer in der Abstiegszone steckt. Der Stürmer erzielte zehn der letzten dreizehn Wolfsburger Treffer. Seine Teamkollegen präsentierten sich vor dem Tor harmlos.

«Es bringt jetzt nichts, zurückzuschauen und den verpassten Chancen hinterher zu trauern», sagte Jonker mit Blick auf Partien, in denen die Wölfe etliche gute Tormöglichkeiten vergaben. Jetzt zähle nur noch das Spiel beim HSV.

Gegen diesen HSV vergab ein anderer enttäuschender Erstligist am vergangenen Samstag seine letzte Gelegenheit, nach verkorkster Saison doch noch die Chance auf die Europapokal-Qualifikation zu wahren. In der Nachspielzeit musste der FC Schalke 04 den Hamburger Ausgleich durch Pierre-Michel Lasogga hinnehmen und beendet die Spielzeit im Niemandsland der Tabelle.

Hauptgrund für die schwache Saison der Gelsenkirchener ist jedoch der katastrophale Saisonstart: Die ersten fünf Ligaspiele gingen allesamt verloren. Zudem hatten die Knappen großes Verletzungspech: In Coke, der im vergangenen Sommer vom FC Sevilla kam und dem Schweizer Sturm-Youngster Breel Embolo verpassten zwei mit großen Hoffnungen verpflichtete Profis große Teile der Saison. Erstmals seit 2009/10 spielt Schalke in der kommenden Spielzeit nicht international.

Fotocredits: Federico Gambarini
(dpa)

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