Letzter HSV-Versuch: Sieg gegen Hertha soll Wende bringen
Hamburg – Vier Tage ist Trainer Christian Titz im Amt, schon glaubt er an eine Rettung des Abstiegskandidaten Hamburger SV.
«Wir haben eine große Chance, das Spiel zu gewinnen. Dann sehe ich reelle Chancen, dass wir noch vieles herumreißen können», meinte der am vergangenen Montag als Bernd-Hollerbach-Nachfolger eingesetzte U21-Coach über das am Samstag (15.30 Uhr) anstehende Heimspiel in der Fußball-Bundesliga gegen Hertha BSC Berlin. «Ich gehe mit Zuversicht und und einem guten Gefühl in das Spiel.»
Die HSV-Anhänger sind da vorsichtiger. Weil seit 13 Spielen kein Sieg gelang, ist der Optimismus im Umfeld auf einen verschwindend kleinen Restwert gesunken. Da kann auch der dritter Trainer in dieser Saison keinen Euphoriesturm auslösen. Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann und der amtierende Vorstandsvorsitzende Frank Wettstein hoffen inständig nach der Rauswurfwelle der vergangenen Tage, Titz möge mit frischen Impulsen die Wende zum Guten einleiten.
Allerdings bleiben dem 46-Jährigen beim Tabellenvorletzten nur acht Spiele, um den Sieben-Punkte-Rückstand auf den Relegationsplatz wettzumachen. Dass sich ihm als HSV-Chefcoach Nummer drei nach Markus Gisdol und Hollerbach die Chance seines Lebens bietet, wollte Titz nicht bestätigen. «Das Leben besteht ja nicht nur aus Fußball», meinte er, gab dann aber zu: «Für meine berufliche Situation ist es aber natürlich eine Chance, die ich unbedingt nutzen will.»
Trotz der langen Sieglos-Serie haben die Hanseaten für das Spiel gegen Hertha positive Ansatzpunkte gefunden. So hat der HSV die jüngsten beiden Heimspiele gegen den Hauptstadt-Club gewonnen (2:0, 1:0), nur zwei der letzten 14 Vergleiche zwischen beiden Teams im Volksparkstadion gingen verloren. Ähnlich wie die Norddeutschen waren auch die Herthaner zuletzt mies drauf. Die Berliner haben lediglich eins der neun Rückrunden-Spiele gewonnen, dabei nur vier Treffer erzielt und warten seit 392 auf einen eigenen Torerfolg.
Nach einigen Entgleisungen in jüngster Vergangenheit mit Drohungen und Grabkreuzen am Stadion in Hamburg sollen diesmal positive Signale gesetzt werden. Fans wollen Spalier für den Mannschaftsbus auf dem Weg ins Volksparkstadion stehen. «Das halte ich für einen ganz wichtigen Impuls. Die Top-Unterstützung auch in den schwierigen Situationen der letzten Jahre hat mich schon immer beeindruckt. Das ist gerade für die jungen Spieler wichtig», meinte Titz. Erstmals seit zwei Monaten werden wieder mehr als 50 000 Anhänger erwartet.
Mit welcher Mannschaft er den Heimsieg perfekt machen will, verrät der neue Coach noch nicht. Das Casting endete erst am Freitag mit dem Abschlusstraining. «Es wird Veränderungen in der Startaufstellung geben. Wir streben einen ausgewogenen Mix zwischen erfahrenen und jungen Spielern an», meinte Titz.
Auf jeden Fall gilt es, die Einstellung des Vereins-Negativrekords aus der Saison 1966/67 zu verhindern: Damals blieben Club-Ikone Uwe Seeler & Co. 14 Spiele in Serie sieglos. Die Mannschaft des damaligen Trainers Josef Schneider stellte erst am letzten Spieltag durch ein 2:1 gegen Fortuna Düsseldorf den Klassenverbleib sicher. Titz hätte nichts dagegen, wenn ihm ein ähnlicher Rettungsakt gelingen würde.
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(dpa)