Leistung der Fußballerinnen noch nicht EM-würdig
Chemnitz – Der EM-Titel ist das Ziel, der Weg dahin aber noch lang und mit viel Arbeit verbunden. Das zumindest ist die wichtigste Erkenntnis von Bundestrainer Steffi Jones nach dem 1:1 der deutschen Fußball-Frauen gegen Norwegen in Chemnitz.
Obwohl die Bilanz der neuen Frontfrau der Olympiasiegerinnen im fünften Spiel den ersten Kratzer erhielt, wollte Jones nicht zu kritisch sein.
Dazu bestand auch kein Grund. Zum einen, weil sich das Team um die mit einer Kapselzerrung ausgewechselten Dzsenifer Marozsan offensiv spielerisch erneut ordentlich präsentierte. Zum anderen, weil sich die neu formierte Mannschaft gegen einen Gegner von Weltklasse auch durch einen Rückstand nicht beeinflussen ließ. Im Gegenteil: Erst nach dem 0:1 durch Europas «Fußballerin des Jahres», Ada Hegerberg (13.), fand man sich und spielte so, wie es sich die Bundestrainerin zumindest ansatzweise vorstellt. Der Ausgleich durch das erste Länderspieltor von Josephine Henning (32.) vom FC Arsenal London war dafür der Lohn.
«Das Länderspieljahr hat mir sehr viele Erkenntnisse, vor allem positive, gebracht», resümierte Jones, die vor ihrer Amtsübernahme nach Olympia als Co-Trainerin an der Seite von Silvia Neid die Entwicklung der Mannschaft hautnah verfolgen konnte. Besonders wichtig: Das Team sei immer präsent, egal ob die Spiele gut oder weniger gut verlaufen würden. «Das wird bei der Euro in den Niederlanden nächstes Jahr nicht anders sein.» Dass man sich auf die Mannschaft verlassen könne, sei deshalb sehr angenehm.
Ein Selbstläufer wird die Titelverteidigung aber nicht, dessen ist sich Jones bewusst. Und wird deshalb weiter hart mit den Auserwählten – gegenwärtig sind das 31 Spielerinnen – arbeiten. «Unser Hauptaugenmerk in der nächsten Zeit und den nächsten Spielen wird auf der Abwehr liegen», betonte Jones. Die bereitete der Bundestrainerin in Chemnitz doch einige Sorgen. Und nicht nur ihr. «Hinten stimmt die Abstimmung noch nicht, wir sind da etwas anfällig, es fehlt die Konstanz», bemängelte nach dem Norwegen-Spiel die Wolfsburgerin Alexandra Popp.
Da es aber nicht nur Fehler im Deckungsverbund gab, sondern auch der Spielaufbau und vor allem die Chancenverwertung kritikwürdig waren, hat Jones noch einiges zu tun. Es müsse Konstanz in alle Mannschaftsteile einziehen, forderte Routinier Anja Mittag, die in ihrer Geburtsstadt ihr 149. Länderspiel absolvierte. «Wir hatten in den Spielen zuvor jeweils eine starke Halbzeit, diesmal nur sporadisch starke Phasen. Wir müssen es aber über die gesamte Spielzeit schaffen», forderte die Wolfsburgerin.
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(dpa)