Lehrstunde für Dortmund – Mit 6:0 auf Sevilla eingestimmt
München – Torparty statt Meisterfeier: Der FC Bayern hat sich mit einem 6:0 (5:0) im Bundesliga-Klassiker gegen eine in der ersten Hälfte erschreckend schwache Dortmunder Borussia für die Champions League warmgeballert.
Durch zum Teil wunderschöne Treffer von Robert Lewandowski (5./44./87. Minute), James Rodríguez (14.), Thomas Müller (23.) und Franck Ribéry (45.+1) deklassierte der Spitzenreiter den Tabellendritten vor 75 000 Zuschauern.
Für Dortmund war es die höchste Bundesliga-Pleite seit 27 Jahren. Im Februar 1991 verlor der BVB mit 0:7 in Stuttgart. Beim Viertelfinal-Hinspiel in der Königsklasse am Dienstag beim FC Sevilla erwartet das meisterlich auftretende Münchner Starensemble von Trainer Jupp Heynckes nun weit mehr Gegenwehr.
«Das war eine Gala-Vorstellung in den ersten 45 Minuten», lobte Heynckes. «Die Mannschaft war sehr konzentriert und hat sehr leicht Fußball gespielt», fügte der Trainer hinzu. «Wir haben die Räume gleich von Anfang an gut genutzt. Da kann man in der Allianz-Arena schon mal unter die Räder kommen», räumte Torschütze Thomas Müller ein. Sein Auswahl-Kollege Mats Hummels schärfte den Blick für das bevorstehende Champions-League-Spiel: «Wir haben das in der zweiten Mannschaft einfach runtergespielt und wollten uns nicht komplett verausgaben», räumte der frühere Dortmunder ein.
Nach dem 2:0-Erfolg des FC Schalke gegen den SC Freiburg reichte das Schützenfest noch nicht zum Vollzug der 28. deutschen Fußball-Meisterschaft. Spaß hatten die Münchner vor 75 000 Zuschauern bei der Lehrstunde für einen desaströs verteidigenden BVB aber auch ohne die nächsten Titelehren. Peter Stöger kassierte die erste Liga-Niederlage als Dortmunder Trainer; in dieser Verfassung muss die Borussia ein Scheitern beim Kampf um einen Champions-League-Platz fürchten.
«Wir haben zu wenig Gegenwehr geleistet, aus vielen Fehlern viele Gegentore bekommen. Das war ganz bitter. Die Enttäuschung ist groß. Aber vielleicht ist es gut, wenn man so eine Klatsche bekommt, dass mal alle Steine umgedreht werden», bekannte BVB-Trainer Stöger. «Wir waren nicht da in den Zweikämpfen, wir waren zu langsam. Reden hilft jetzt nicht mehr viel», sagte Dortmunds Kapitän Marcel Schmelzer enttäuscht. «Wir müssen jetzt mal ein paar Spiele am Stück den Arsch zusammenkneifen», meinte Schmelzer.
Im 1800. Bundesligaspiel der Münchner verzückten die Jubilare ihre Fans schnell das erste Mal. Müller passte den Ball perfekt zu Lewandowski, der Pole traf wieder einmal gegen sein Ex-Team. Ribéry erhöhte wenig später vermeintlich auf 2:0. Doch wegen einer Abseitsstellung gab Schiedsrichter Bastian Dankert nach Rücksprache mit dem Videoassistenten das Tor nicht. Nach einer Hereingabe von David Alaba auf James war dann alles regelkonform und es hieß wirklich 2:0.
Ein haarsträubender Ballverlust von Gonzalo Castro gegen James leitete das 3:0 ein. Über Lewandowski und James kam der Ball zu Müller, der die Einladung zum nächsten Bayern-Tor dankend annahm. Meistergesänge stimmten die Fans auch ohne den fixierten nächsten Titel lautstark an.
Die Münchner ließen es danach bei der Einstimmung auf Sevilla etwas ruhiger angehen. Kurz vor der Pause drehten sie aber noch einmal auf. Ribéry spielte Lukasz Piszczek links schwindelig, und nach einem gescheiterten Abwehrversuch kam der Ball zu Lewandowski. Der 29-Jährige jubelte zum 25. Mal in dieser Saison über einen eigenen Treffer. Doch es kam noch dicker für den BVB: Nach einem lockeren Doppelpass mit James hob Ribéry den Ball zum 5:0 über Schlussmann Roman Bürki hinweg ins Tor.
Erstmals seit April 1978 und dem legendären 0:12 (0:6) gegen Mönchengladbach kassierte Dortmund fünf Tore in der ersten Spielhälfte. Heynckes war damals fünffacher Torschütze.
Die Dortmunder versuchten nach der Halbzeitpause mit einer tieferen Grundformation eine noch höhere Schmach beim Dauermeister zu verhindern und strahlten bei ihren Offensivaktionen zumindest ein bisschen Gefahr aus. Der zuletzt nicht fürs DFB-Team berücksichtigte WM-Finaltorschütze Mario Götze scheiterte bei einem Pfostentreffer (67.), Piszczek an Sven Ulreich (79.).
Die starken James und Ribéry durften sich bei ihren Auswechslungen Sonderapplaus abholen und sich schonmal für die Königsklasse schonen. Ihre Kollegen ließen auf dem Arena-Rasen Chancen für einen noch klareren Sieg aus. Erst Lewandowski legte kurz vor dem Schlusspfiff noch einmal nach.
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(dpa)