Kultclubs St. Pauli und Union: Teams der Stunde im Duell
Hamburg – Wenn die Kultvereine FC St. Pauli und Union Berlin zum Auftakt des 24. Spieltags in der 2. Fußball-Bundesliga zum Duell antreten, ist es das Aufeinandertreffen zweier Mannschaften der Stunde.
Der gastgebende Kiezclub stand zum Jahreswechsel noch vermeintlich abgeschlagen am Tabellenende, hat die Abstiegsplätze mittlerweile aber verlassen. Eisern Union machte seinem Namen alle Ehre und arbeitete sich im Jahr 2017 von Platz fünf vor zum ersten Verfolger des Aufstiegsfavoriten und Tabellenführers VfB Stuttgart. Wie war der Aufschwung beider Clubs in so kurzer Zeit möglich?
SERIE: Der FC St. Pauli, der mit nur sechs Punkten nach 14 Spieltagen weit abgeschlagen schien, hat danach aus neun Partien 18 Zähler geholt. In dieser Phase ließen die Hamburger lediglich fünf Gegentore zu und sind dadurch bis auf Rang 15 vorgerückt. «Wir sind natürlich noch nicht gerettet, aber auf dem richtigen Weg», meint Trainer Ewald Lienen.
Der 1. FC Union ist die beste Rückrundenmannschaft (16 Punkte) und seit sieben Spielen ungeschlagen. Die letzten vier Spiele konnten in Serie gewonnen werden. Ein Dreier am Millerntor würde die Einstellung des Vereinsrekordes bedeuten. «Wir werden auch mal wieder ein Spiel verlieren – wir nehmen wir uns das für Freitag aber nicht vor», sagt Trainer Jens Keller.
PERSONAL: In der Hinrunde musste Lienen oft ein halbes Dutzend oder mehr Leistungsträger ersetzen, nun kann er aus dem Vollen schöpfen. Zudem kann der Coach auf die starken Winter-Zugänge Mats Möller Daehli, Johannes Flum und Lennart Thy zurückgreifen.
Bei Union ruhen die Hoffnungen vor allem auf Sebastian Polter, der im Winter vom englischen Zweitligisten Queens Park Rangers zurückkehrte. Der Rekordtransfer (1,6 Millionen Euro) hat sich mit drei Treffern schon bezahlt gemacht. Rückstände oder aktuelle Ausfälle, wie die von Stammkeeper Jakob Busk und Linksverteidiger Kristian Pedersen, steckt das Team souverän weg.
COACH: Acht Trainer wurden in dieser Zweitliga-Saison schon gefeuert, Lienen stand nicht zur Disposition. Denn 2014/15 hatte der Routinier die Braun-Weißen schon einmal in ähnlich prekärer Situation gerettet. «Wir sind überzeugt, dass wir mit ihm die besten Chancen haben, den Klassenverbleib zu schaffen», betont Sportdirektor Andreas Rettig.
Der zum Saisonstart verpflichtete Trainer Jens Keller war für die Hauptstädter ein Glücksgriff. Noch nie besaß der Verein zu diesem Saisonzeitpunkt mehr Punkte. Keller, der dem Team mehr Selbstvertrauen gegeben hat, kann nach seinen schlechten Erfahrungen bei Schalke 04 in Köpenick in Ruhe arbeiten.
UMFELD: Die Führungscrew des FC St. Pauli, das Umfeld und die Fans haben der Krise im Sommer und Herbst getrotzt und stets die Nerven behalten. Und sie haben an den Umschwung nach dem Neustart der Liga am 27. Januar geglaubt
Die Euphorie im Union-Umfeld ist gewachsen. Aber übermütig sind die treuen Fans noch nicht, die bedingungslos hinter ihren Spielern stehen. «Scheiße… wir steigen auf», sangen sie humorvoll nach dem mühevollen 2:0-Erfolg gegen die Würzburger Kickers.
Fotocredits: Maurizio Gambarini
(dpa)