Kuba will Kultur- und Öko-Touristen anlocken
Havanna – Gebogene Palmen, türkisblaues Meer, weißer Sandstrand, heiße Salsa-Rhythmen im Ohr und ein kühler Mojito in der Hand: So erleben Hunderttausende Touristen jedes Jahr ihren Urlaub in Kuba.
In Varadero östlich der Hauptstadt Havanna reihen sich Dutzende Bettenburgen aneinander, aus Deutschland gibt es Direktflüge ins karibische Paradies. Jahrelang ist Kuba mit dem Tourismusmodell «Sol y Playa» (Sonne und Strand) gut gefahren. Im vergangenen Jahr besuchten vier Millionen Touristen das Land – 13 Prozent mehr als 2015.
«Der Tourismus ist eine Schlüsselindustrie», sagt Wirtschaftsprofessor Ricardo Torres von der Universität Havanna. Nach der Entsendung von medizinischem Personal ins Ausland ist der
Tourismus der wichtigste Devisenbringer für die sozialistische Karibikinsel.
Vor allem die Besuche aus den Vereinigten Staaten legten zuletzt kräftig zu. Im vergangenen Jahr reisten fast 282 000 US-Bürger nach Kuba, 74 Prozent mehr als 2015. Auch bei deutschen Urlaubern ist die Insel beliebt: Die
Zahl der Touristen aus Deutschland stieg um 38 Prozent auf rund 242 000.
Schöne Strände gibt es allerdings auch in der Dominikanischen Republik und Mexiko, die Drinks schmecken in Puerto Rico und Florida genauso gut. Deshalb will Kuba den Tourismus nun auf eine breitere Basis stellen und auch Kulturinteressierte und Abenteuerlustige anlocken.
«Etwa 80 Prozent sind bei uns reiner Strand-Tourismus. Kuba hat aber viel mehr zu bieten. Wir wollen den Tourismus in das ganze Land bringen», sagt der Generaldirektor für Entwicklung im kubanischen Tourismusministerium, José Daniel Alonso.
Auf internationalen Tourismusmessen wirbt Kuba beispielsweise für Urlaub in der Provinz Pinar del Rio. Im Viñales-Tal können Touristen die Tabak-Produktion kennenlernen und die surreale Landschaft mit den charakteristischen Mogotes (Kegelfelsen) bestaunen. Die Gegend ist Unesco-Kulturlandschaft der Menschheit. Trinidad an der Südküste lockt mit einer gut erhaltenen kolonialen Altstadt und dem nahe gelegenen Tal der Zuckermühlen.
«Wir müssen die Besonderheiten Kubas für die Urlauber besser herausarbeiten, um uns von anderen Zielen hier in der Karibik abzuheben», sagt Jesús Pulido vom Nationalen Verband der Wirtschaftswissenschaftler. «Beispielsweise haben wir unsere Gastronomie als Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft.»
Verglichen mit anderen Reisezielen in der Region ist Kuba recht teuer, die Qualität von Infrastruktur und Service lässt allerdings häufig noch zu wünschen übrig. Auf der Suche nach dem authentischen Kuba blicken viele Touristen über solche Mängel noch hinweg. Ewig dürfte dieser Bonus aber nicht gewährt werden.
«Wir müssen die Qualität der Dienstleistungen verbessern und den Standard der Anlagen anheben», räumt Daniel Alonso vom Tourismusministerium ein. Dafür braucht Kuba Investitionen aus dem Ausland. 110 Projekte hat das Ministerium derzeit für ausländische Investoren ausgeschrieben.
Bis 2030 sollen auf Kuba mehr als 100 000 neue Hotelzimmer entstehen. Ausländische Unternehmen dürfen jetzt auch in Städten kleine Hotels betreiben und nicht nur die großen Bettenburgen an den Stränden wie bislang.
Einen Rückschlag für die Modernisierung der touristischen Infrastruktur könnte der neue Kurs von US-Präsident Donald Trump gegenüber Kuba bedeuten. Per Dekret schränkte er zuletzt Kuba-Reisen von US-Touristen ein und verbot direkte Zahlungen von US-Firmen an das kubanische Militär.
Das Problem: Über die Holding GAESA kontrollieren die Streitkräfte rund 80 Prozent des Tourismussektors. Viele Hotels betreiben die Militärs über die Firma Gaviota gemeinsam mit internationalen Ketten wie Meliá, Iberostar und Marriott. «Das wird zweifellos einen Effekt haben», sagt Entwicklungsdirektor Daniel Alonso. «Es gibt viele US-Firmen, die Interesse daran haben, mit Gaviota Geschäfte zu machen.»
Fotocredits: Jose Goitia,Michael Reynolds,Guillermo Nova
(dpa)