Kombinierer Frenzel: «Freude über Medaillenflut»

Pyeongchang – Der rasante Olympia-Beginn bietet schon viel Stoff für ein deutsches Wintermärchen in Pyeongchang.

Mit den Olympiasiegen acht und neun durch das Eiskunstlauf-Paar Aljona Savchenko/Bruno Massot und dem Rodel-Team um Natalie Geisenberger wurde die Gold-Bilanz von Sotschi 2014 bereits nach dem sechsten Wettkampftag mit einem Edelmetall mehr übertroffen. Biathlon-Ass Laura Dahlmeier legte nach zwei Olympiasiegen eine Gold-Pause ein, gewann aber die respektable Bronzemedaille über 15 Kilometer.

«Wir freuen uns über die Medaillenflut, die wir haben», sagte Fahnenträger Eric Frenzel. In der Nordischen Kombination hatte er zuvor ein Goldstück zur Medaillenausbeute beigetragen. «Es ist sicherlich für alle Athleten beflügelnd, wenn über die ganze Mannschaft verteilt so viele Medaillen erzielt werden», meinte 29-jährige Oberwiesenthaler.

Vor vier Jahren in Sotschi, wo statt der kalkulierten 30 nur 19 Medaillen gewonnen wurden, hatte er das krasse Gegenteil erlebt. «Da hagelte die Kritik relativ schnell. Jetzt ist es viel schöner», sagte Frenzel, der einen Tag nach seinem Olympia-Coup Schlagzeilen wie «GOLDschland» («Bild») lesen konnte.

Das viel entspanntere Olympia-Feeling genießt auch Snowboarder Konstantin Schad. «Ich glaube, dass das Verbissene etwas weg ist. In Sotschi hat man eine Fresse gezogen, weil man soo wenige Medaillen gemacht hat, das fand ich wirklich armselig», befand der 30-Jährige nach seinem Achtelfinal-Aus im Snowboardcross.

«Die bisherigen sechs Tage waren für Leistungssportbegeisterte schon ein Geschenk», resümierte Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig. «Das ist ein überragendes Ergebnis, das ist sehr begeisternd.» Dennoch warnt er, vor den zehn noch verbleibenden Olympia-Tagen nicht zu euphorisch zu werden. «Es wird noch Tage geben, an denen wir leer ausgehen», sagte der Leistungssportchef des Deutschen Olympischen Sportbundes. «Die Athleten sagen, es war eine Befreiung, für mich ist es eine Basis.» Träumereien von 30 Medaillen wie 2010 in Vancouver will er trotz immerhin schon 15 Plaketten nicht aufkommen lassen.

Auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann bleibt als gebranntes Kind von Sotschi vorsichtig. «Es gibt Rückenwind, wir sind auf gutem Wege. Ich bin zuversichtlich, dass da noch schöne Erfolge kommen», sagte er. «Aber ich warne, die ersten Tage auf das Ende hoch zu rechen und zu sagen: Es kann nichts mehr schief gehen.»

Fest steht für ihn aber schon, dass das Team Deutschland «in der gesamten Vorbereitung wesentlich besser aufgestellt ist», als es bei Sotschi der Fall gewesen sei. Dies gelte für die Zusammenarbeit mit den Verbänden wie für das Klima in der Mannschaft, das man sich besser nicht vorstellen könne. «Hochstimmung trifft es», so Hörmann.

In so einer Atmosphäre fällt es leichter, sich von einem vierten Platz im Kurzprogramm noch auf den Gold-Platz vorzukämpfen, wie es Aljona Savchenko und Bruno Massot in der Kür der Eiskunstlauf-Paare gelungen ist. «Nach dem Rückstand im entscheidenden Moment die Kür des Jahres zu laufen, ist begeisternd», betonte Schimmelpfennig.

«Wenn ein Wir-Gefühl da ist, ist das fördernd. Medaillen und positive Stimmung reißen mit», stellte Herman Weinbuch, Cheftrainer der Nordischen Kombinierer fest. «Dann ist eine Medaille für jeden nicht mehr so hoch aufgehängt und so unerreichbar.»

Abgesehen von dem psychologisch guten Klima, sind die deutschen Athleten auch bärenstark und nicht nur top, weil Russland nach dem Doping-Skandal in Pyeongchang ohne viele Stars unter neutraler Fahne antreten müssen. So spielten sie im Biathlon, wo Deutschland in Pyeongchang schon dreimal Gold durch Laura Dahlmeier (2) und Arnd Peiffer sowie zweimal Bronze holten, ohnehin keine Rolle. Und im Eiskunstlauf war das deutsche Paar trotz starker Russen das Beste.

Zu den Geheimnissen des Erfolgs gehört auch, dass die initiierte Leistungsreform im deutschen Wintersport schon Wirkung zeigt. «Was man sich vor vier Jahren vorgenommen hat, hat man in den Verbänden konsequent umgesetzt hat», erklärte Schimmelpfennig. «Das Team Deutschland wird genug Argumente liefern, in den Leistungssport zu investieren», lautet die Botschaft des DOSB-Sportchef an die Politik. Nur mit mehr Fördermitteln werde Team D auch bei den Sommerspielen 2020 in Tokio ähnlich effektvoll angreifen können.

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

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