Köln-Torjäger Simon Terodde: Er trifft und trifft und trifft
Köln – Simon Terodde durfte sein Ritual in dieser Saison schon 19 Mal ausleben. Die Gewohnheit, nach einem Treffer mit der flachen Hand vor der Stirn Richtung Zuschauer zu grüßen, ist in den Stadien der 2. Fußball-Bundesliga allgegenwärtig.
Warum er das macht, vertraute er dem Fachmagazin «kicker» vor zwei Jahren an: Mit Union Berlin habe er in einem Spiel gegen Duisburg ein Tor erzielt – und weil seine Eltern damals auf der Tribüne saßen, habe er sie mit dieser Geste gesucht: «Das hat mir immer Glück gebracht.»
Nur Glück? Gewiss nicht. Denn Terodde hat fußballerische Spezifika, zu denen Armin Veh als Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln sagt, er sei körperlich stark, habe seine Qualitäten im Abschluss über Jahre hinweg mit einer sehr guten Trefferquote unter Beweis gestellt und sei einfach «ein richtig guter Typ». Die Zahlen belegen es: Für den VfL Bochum und für den VfB Stuttgart war er 2015/16 und 2016/17 mit jeweils 25 Toren Zweitliga-Torjäger Nummer eins.
Teroddes Status quo wirft eine Frage auf: Kann er den Hrubesch-Rekord knacken? «Schwierig», ließ der 30-Jährige nach dem 4:0 am Samstag und zwei weiteren Toren gegen Fürth wissen. Ja, das ist es: Der spätere DFB-Trainer Horst Hrubesch ist mit 41 Treffern für den damaligen Nord-Zweitligisten Rot-Weiss Essen seit 1977/78 Inhaber der Bestmarke. Zum Vergleich: 2017/18 war Marvin Ducksch mit 18 Toren für Holstein Kiel treffsicherster Zweitliga-Mann. Diese Quote hat Terodde schon bei nur 14 Saison-Einsätzen überboten.
Die Hrubesch-Marke hat Terodde irgendwie im Hinterkopf, wenngleich er nach seinem Zwei-Millionen-Euro-Wechsel aus Stuttgart nach Köln im vergangenen Winter Anderes priorisiert: die Rückkehr in die Erstklassigkeit. «Unser Ziel muss der direkte Wiederaufstieg sein», betonte er immer wieder.
«Im Moment klappt’s ganz gut», sagt Terodde zu Platz zwei des FC, einen Zähler hinter Mitabsteiger Hamburger SV. Das derzeitige Plus des Markus-Anfang-Teams: die Offensive. Köln hat, auch dank der 19 Terodde-Tore, bei 39:18 im Vergleich mit dem HSV (21:15) deutlich mehr zu bieten. «Wenn man die letzten Leistungen sieht, haben wir ein Ausrufezeichen gesetzt», blickte Terodde auf die Erfolge gegen Dresden (8:1), in Darmstadt (3:0) und gegen Fürth (4:0) zurück.
Eine kleine Warnung lässt er sich trotz allem nicht entgehen: ««In Bochum bin ich Torschützenkönig geworden – und wir sind nicht aufgestiegen.» Deshalb auch seine Empfehlung an sich selbst, sein Team, die FC-Verantwortlichen und die Fans: «Cool bleiben.»
Fotocredits: Uwe Anspach
(dpa)