Klinsmanns US-Boys wollen über die Karibik nach Russland

Kingstown – Wenn Jürgen Klinsmann mit seinen US-Boys an Bord einer kleinen Chartermaschine auf dem Flughafen von Kingstown auf der Karibikinseln St. Vincent einschwebt, steht der Fußballauswahl der Vereinigten Staaten am Freitag eine ernste Pflichtübung bevor.

Mit einem Sieg über die Inselkicker können sich der frühere Bayern-Stürmer und sein Team bereits in die Endausscheidung der sechs besten Teams Nord- und Südamerikas für die Qualifikation der Fußball-WM 2018 in Russland schießen. Klinsmann würde damit auch eine Menge interner Kritiker abschütteln.

Gewinnt er als haushoher Favorit gegen die Auswahl des aus 32 Inseln bestehenden St. Vincent und die Grenadinen nicht, könnte es am kommenden Dienstag beim Heimspiel in Jacksonville (Florida) gegen den Gruppenersten Trinidad und Tobago zum Schlüsselspiel um den Einzug ins «Hexagonal» kommen, des Finales der sechs besten Amerika-Teams, von denen bis zu vier das Ticket nach Russland buchen dürfen. Einen solchen Showdown will der Architekt des deutschen Sommermärchens 2006 unbedingt vermeiden.

Klinsmann steht gegen die noch hinter dem Süd-Sudan und Indien auf Platz 156 der Weltrangliste eingestuften Gastgeber eine bunt zusammengewürfelte Truppe zu Verfügung – teils aus Legionären, teils aus Akteuren der Major League Soccer (MLS). Wichtige Stützen fehlen jedoch: Der am Knie verletzte Ex-Schalker Jermaine Jones (Colorado Rapids) und der wegen unregelmäßigen Herzschlags unter ärztlicher Beobachtung stehende Topscorer Clint Dempsey (Seattle Sounders).

Die größten Personalprobleme plagen Klinsmann im Mittelfeld, wo neben Jones auch der frühere Gladbacher und Team-Captain Michael Bradley wegen einer Gelbsperre nicht zur Verfügung steht. Der verletzte Berliner John Brooks wird in der Abwehr von Sascha Kljestan von den New York Red Bulls ersetzt.

Klinsmann möchte trotz der Ausfälle nicht viel ausprobieren. Die Zeit für Experimente mit jungen Leuten komme noch – jetzt aber gehe es erstmal um Ergebnisse, erklärte er. Die Jugend ermuntert der 52-Jährige dennoch mit sanftem Druck zum Konkurrenzkampf gegen die Etablierten im US-Team. «Unsere Botschaft an die jungen Spieler ist immer, wenn sie bei uns sind: Zeigt was ihr könnt, kommt aus dem Schneckenhaus!», sagte Klinsmann dem Sportsender ESPN.

Der Coach hat nicht viele solcher Talente wie den Dortmunder Christian Pulisic im Fundus. Der erst 17-Jährige Bundesliga-Jungprofi darf zumindest auf einen Kurzeinsatz hoffen. Gesetzt für die Anfangsformation dürfte dagegen der Hamburger Bobby Wood (23) sein, genauso wie DeAndre Yedlin (23) vom englischen Premier-League-Club Newcastle United.

Klinsmann will auch weiter die Entwicklung der jungen Spieler fördern. Der Sprung in die fünfte und entscheidende Qualifikationsrunde würde ihm Ruhe zum Arbeiten verschaffen. Schon der überraschend starke vierte Platz bei der Copa America hat viele Kritiker einigermaßen verstummen lassen. Klinsmann haben sie eh nie groß gestört. Unbeirrt verfolgt er sein Ziel, in Russland ins Halbfinale einzuziehen. Ein Sieg im Urlaubsparadies wäre auch dazu der erste Schritt.

Fotocredits: Esteban Biba
(dpa)

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