Klinsmanns Hertha-Debüt misslingt: BVB siegt in Unterzahl

Berlin – Die Premiere von Hertha-Coach Jürgen Klinsmann ging daneben, BVB-Coach Lucien Favre hat sich erst einmal Luft verschafft.

Im mit viel Aufmerksam begleiteten Trainer-Duell in der Fußball-Bundesliga unterlagen Klinsmanns Berliner gegen Borussia Dortmund mit 1:2 (1:2) und rutschten mit elf Punkten nun sogar auf den Abstiegsrelegationsplatz. Der BVB hat nach dem zweiten Auswärtssieg der Saison, den sich die Gäste nach der Gelb-Roten Karte für Mats Hummels (45.) eine Halbzeit lang in Unterzahl sicherten, jetzt als Tabellenfünfter 23 Punkte auf dem Konto. Die BVB-Tore vor 74.667 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion schossen Jadon Sancho (15. Minute) und Thorgan Hazard (17.). Für Hertha traf Vladimir Darida (34.).

Schon nach 17 Minuten war der erhoffte Klinsmann-Effekt – der Ex-Weltmeister saß erstmals nach zehneinhalb Jahren in der Bundesliga wieder auf der Trainerbank – bei den Gastgebern erst einmal verpufft. Die Verunsicherung war den Herthanern nach vier Liga-Niederlagen nacheinander, der Ablösung von Chefcoach Ante Covic durch Klinsmann und der großen öffentlichen Begleitung deutlich anzumerken. Die Gäste, zuletzt auch mit sportlichen Problemen, nutzten das über ihre schnellen Offensivspieler zweimal eiskalt.

Erst spielte Julian Brandt mit einem schönen Pass Sancho frei, der den Hertha-Keeper Thomas Kraft überwand. Favre hatte den jungen Engländer nach einer Denkpause beim 1:3 in der Champions League beim FC Barcelona – wegen Undiszipliniertheiten stand er nicht in der ersten Elf – in Berlin wieder aufgeboten. «Wir wollen nicht mehr darüber sprechen. Er hat uns immer gut geholfen, er ist ein sehr gefährlicher Spieler und ein guter Junge», sagte er.

Berlins Marius Wolf stand vor dem fünften Liga-Saisontor von Sancho ebenso falsch wie gleich danach Maximilian Mittelstädt. Diesmal nutzte Achraf Hakimi den freien Raum, seine Eingabe drückte Hazard über die Linie. Kraft, für den rot-gesperrten Rune Jarstein im Tor, hatte keine Chance. In Herthas Abwehr herrschte das blanke Chaos.

Die Hertha-Fans reagierten verärgert: «Wir woll’n euch kämpfen sehn.» Mit Ante-Covic-Rufen und einem Banner «10 Jahre – 12 Trainer – Ein Verantwortlicher» in Richtung Manager Michael Preetz hatten sie schon zuvor deutlich gemacht, dass sie die jüngsten Entwicklungen mit Finanzinvestor Lars Windhorst und dem Trainerwechsel skeptisch sehen.

Erst langsam legten die Berliner – Klinsmann hatte die Startelf gegenüber dem 0:4 zuvor in Augsburg nur auf drei Positionen verändert – ihre Hemmungen ab. Vor allem Rekordeinkauf Dodi Lukebakio setzte die Signale. Nach 31 Minuten zwang der Belgier BVB-Torwart Roman Bürki zur ersten Parade. Dann schloss Lukebakio ein Solo mit einem Schuss ab, den Darida in das Dortmunder Gehäuse lenkte.

Plötzlich zitterte wieder Borussia. Nach zuvor nur neun Siegen in 19 Saison-Pflichtspielen waren das Team um Marco Reus und auch Trainer Favre arg in die Kritik geraten. Die Souveränität schwand auch in Berlin. Hummels, nach einem Halten gegen Selke schon frühzeitig gelbbelastet, stoppte den Hertha-Stürmer regelwidrig und flog mit der Ampelkarte vom Platz. Den anschließenden Freistoß setzte Lukebakio ans Außennetz.

Bei personeller Überzahl in der kompletten zweiten Halbzeit bekam das Klinsmann-Team mehr Spielanteile. Der vermeintliche Ausgleich durch Selke wurde wegen einer knappen Abseitsposition nach Videobeweis von Schiedsrichter Sven Jablonski nicht anerkannt. Hertha mühte sich danach weiter, die Genauigkeit, die letzte Konsequenz und das Glück aber fehlten. Die besseren Torchancen hatte sogar noch Dortmund. So blieb es dabei: Wie bei seinem letzten Trainerauftritt im Olympiastadion im Februar 2009 (1:2 mit dem FC Bayern) verlor Klinsmann auch diesmal das Duell mit Favre, der damals Hertha trainiert hatte.

Fotocredits: Gregor Fischer
(dpa)

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