Kerber erreicht Halbfinale – Demütigung für Siegemund

Rio de Janeiro (dpa) – Angelique Kerber ballte kurz die Fäuste und strahlte: Deutschlands beste Tennisspielerin trennt nur noch ein Sieg von einer Olympia-Medaille.

Nach einem starken Auftritt gegen die Britin Johanna Konta zog die Nummer zwei der Welt als erste deutsche Tennis-Dame seit 1992 ins Halbfinale ein. 6:1, 6:2 für Kerber leuchtete nach 64 Minuten auf der Anzeigetafel des Centre Courts in Rio de Janeiro auf.

Die 28-Jährige ließ nie einen Zweifel an ihrem Erfolg und will am Freitag gegen die amerikanische Top-Ten-Spielerin Madison Keys den Finaleinzug schaffen. Gegen die sieben Jahre jüngere Keys hat Kerber vier von bislang fünf Duellen gewonnen. Die Kielerin ist als einzige Deutsche noch im Wettbewerb. Ihre Teamkollegin Laura Siegemund musste sich nach einem 1:6, 1:6 gegen Monica Puig aus Puerto Rico im Viertelfinale verabschieden.

Dank Australian-Open-Siegerin Kerber jedoch ist das erste deutsche Edelmetall im Einzel seit 16 Jahren, seit Silber für Tommy Haas in Sydney, zum Greifen nahe. Gar 24 Jahre liegt es zurück, dass Steffi Graf aus Barcelona ebenfalls mit Silber dekoriert zurückgekehrt war.

London-Olympiasiegerin Serena Williams – die dominante Spielerin der vergangenen Jahre – war im Achtelfinale ausgeschieden. French-Open-Siegerin Garbiñe Muguruza Spanien ist ebenfalls schon raus. So gilt Kerber als Gold-Favoritin.

Gegen Konta dauerte das erste Spiel zwar acht Minuten. Nach dem ersten Break hatte es die Fed-Cup-Spielerin aber eilig. Tadellos spulte sie ihr Programm gegen die Weltranglisten-13. ab und profitierte auch von etlichen Fehlern der in Sydney geborenen Britin.

Viel Applaus schallte der deutschen Nummer eins für ihren konzentrierten Auftritt nicht entgegen, nur rund 3000 Fans hatten sich auf dem 10 000 Zuschauer fassenden Court eingefunden. Mit Geduld entschied sie die meisten Ballwechsel für sich. Schon einmal hat die Linkshänderin Konta auf dem Weg zu einem großen Triumph ausgeschaltet – in Melbourne, Ende Januar. Mit einem weiteren Sieg gelang ihr dort der bisher größte Coup.

Die 28-jährige Siegemund drückt nach ihrer Viertelfinal-Pleite ihrer Teamkollegin die Daumen. Nach ihrer demütigenden Niederlage gegen Puig rang sie sich ein gequältes Lächeln ab. «Es ist alles maximal mistig gelaufen», sagte Siegemund. «Blöd, dass es so ein klares Ergebnis war.»

Nach einem Tag Zwangspause wegen des Regens am Mittwoch knüpfte Siegemund nicht an ihre starken vorherigen Leistungen an. Im zweiten Satz ließ sie sich am Rücken behandeln. Nach nur 74 Minuten schlich die Spätstarterin vom Platz. «Es hat nicht viel geklappt bei mir. Es war keine Kopfsache, dass ich zu angespannt war», sagte Siegemund.

Das Rio-Erlebnis ist damit sportlich für die Weltranglisten-32. beendet. Die Olympischen Spiele will sie weiter ein paar Tage genießen. Die Schwäbin, die als Kind als neue Steffi Graf gefeiert wurde, hatte sich erst in den vergangenen Monaten in den Fokus gespielt. Die Runde der besten Acht zu erreichen und mit 28 Jahren ihre Olympia-Premiere zu erleben, darf sie als Erfolg verbuchen.

Fotocredits: Michael Kappeler,Michael Kappeler

(dpa)
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