Kellers knifflige Rettungsmission in Ingolstadt
Ingolstadt – Die insgeheim erhoffte Anschubhilfe erhielt Jens Keller beim FC Ingolstadt nicht.
Beim 1:2 (0:1) im Heimspiel gegen Spitzenreiter Hamburger SV bekam der 48 Jahre alte Fußballtrainer noch als Beobachter eindrucksvoll vorgeführt, wie knifflig seine Rettungsmission beim Tabellenletzten der 2. Fußball-Bundesliga wird. «Man hat gesehen, dass die Mannschaft verängstigt ist», lautete Kellers Situationsbeschreibung bei seiner Vorstellung einen Tag später.
Ruhig, souverän und gut vorbereitet präsentierte sich der Ex-Coach des FC Schalke 04 und zuletzt des Zweitliga-Spitzenteams Union Berlin. Keller führte gleich ein erstes Gespräch mit der Mannschaft. Nach dem freien Montag für die Profis beginnt am Dienstag die Arbeit auf dem Trainingsplatz. «Es ist nicht so, dass ich die Hand auflege und es funktioniert», sagte Keller. Alle müssten «anpacken und arbeiten».
Acht Punkte lautet die desaströse Bilanz, die der schon dritte Coach der Schanzer in dieser Saison korrigieren soll. «Die Mannschaft ist besser als der Tabellenplatz. Aber nur ein Sieg aus 15 Spielen hat Gründe», erklärte Keller. Trotzdem sprach er von einer «spannenden und interessanten Aufgabe», die ihn reize: «Ingolstadt gehört zu den drei, vier interessantesten Vereinen in der 2. Liga.»
Das Team empfängt den neuen Chef mit offenen Armen. «Ich hoffe, dass er genau die Autorität hat, die wir brauchen. Jens Keller ist ein Trainer mit Strahlkraft», sagte Außenverteidiger Marcel Gaus nach dem HSV-Spiel, der elften sieglosen Partie nacheinander.
Auch die Vereinsführung ist heilfroh. «Für mich zählt nur eins: Reset, alles auf null, Köpfe frei. Wir gucken nur nach vorne», erklärte Geschäftsführer Harald Gärtner. Kellers Vertrag läuft bis Saisonende, entsprechend der einzigen Zielsetzung, den Abstieg abzuwenden.
Drei Partien – in Darmstadt sowie daheim gegen Heidenheim und Regensburg – hat Keller, um schon bis zur Winterpause die Lage zu verbessern. «Sechs Punkte würden uns richtig helfen», sagte Cohen.
Gegen den HSV sah Keller eine von U19-Coach Roberto Pätzold mit Debütanten aus der zweiten Mannschaft und den Junioren formierte Überraschungself, die große Moral zeigte, kämpfte, aber trotzdem verlor. «Unter dem Strich gewinnt der HSV verdient. Aber den lucky punch können am Ende wir setzen», resümierte Pätzold. «Es war nicht irgendein Gegner», bemerkte Keller.
Der HSV agierte reifer und effektiver, traf durch Kapitän Aaron Hunt (28. Minute) und Hee-Chan Hwang (51.). Der 19 Jahre alte Fatih Kaya konnte beim Zweitligadebüt vor 13.500 Zuschauern verkürzen (54.). «Es war spannend und aufregend», sagte Pätzold zum Interimsjob. Richten muss es nun Keller, der versprach: «Wir werden Vollgas geben.»
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(dpa)