Keine Zeit für Karneval: Köln und Mainz auf Trainersuche
Mainz/Köln – Pünktlich um 11.11. Uhr wünschte der FSV Mainz 05 seinen Fans via Twitter eine «närrische 5. Jahreszeit» – beim 1. FC Köln nahm man sich zum Karnevalsbeginn aufgrund der fieberhaften Trainersuche nicht einmal dafür Zeit.
Angesichts der prekären sportlichen und personellen Situation verzichteten die FC-Kicker sogar auf den sonst üblichen Party-Ausflug in die Stadt. «Unserer Lage ist das durchaus angemessen», sagte Interims-Sportchef Frank Aehlig nach dem Vormittagstraining. Nur die Fans erschienen verkleidet zum FC-Training.
Am Geißbockheim wird nach der Trennung von Chefcoach Achim Beierlorzer in der Länderspielpause ebenso mit Hochdruck nach einem neuen sportlichen Heilsbringer gefahndet wie bei den Mainzern, die am Sonntag Trainer Sandro Schwarz freigestellt hatten.
Beim FC, der sich einen Tag vor Beierlorzer auch von Sportdirektor Armin Veh getrennt hatte, obliegt nun Aehlig als Chef der Lizenzspielerabteilung die Aufgabe, möglichst schnell einen geeigneten Mann für den schweren Job zu finden. Mit nur sieben Punkten aus elf Spielen steht der Aufsteiger als Tabellen-17. auf einem Abstiegsplatz. «Es wäre schön, wenn wir einen neuen Trainer bis zur Vorbereitung auf das Spiel gegen Leipzig finden würden», sagte Aehlig.
Nach Informationen von Sport1 sollen die Kölner Kontakt zum ehemaligen Hertha-Trainer Pal Dardai aufgenommen haben, nachdem sie von Wunschkandidat Bruno Labbadia einen Korb erhalten hatten. «Ich habe noch keine Gespräche geführt, sondern bislang nur Verfügbarkeiten und Bereitschaften abgeklopft», erklärte Aehlig dazu.
Trotz seiner Ablösung im vergangenen Sommer als Chefcoach der Berliner nach viereinhalb Jahren wird Dardai in dieser Saison weiter von Hertha BSC bezahlt. 2020 soll er eigentlich als Nachwuchstrainer zum Hauptstadtclub zurückkehren. Ein neuer Chefposten in der Bundesliga dürfte den 43 alten Ungarn aber deutlich mehr reizen.
Als weitere Nachfolge-Kandidaten für Beierlorzer, der erst im Sommer vom Zweitligisten Jahn Regensburg gekommen war, werden Markus Gisdol und André Breitenreiter gehandelt. Beide haben schon Bundesligaerfahrungen gesammelt: Gisdol in Hoffenheim und beim Hamburger SV, Breitenreiter bei Paderborn, Schalke 04 und in Hannover. «Das sind alles Trainer, die über hinreichende Qualifikationen verfügen, um das Amt auszuüben», sagte Aehlig zu den Spekulationen.
Bei der Trainersuche scheinen sich Köln und Mainz derzeit keine Konkurrenz zu machen. Bei den Mainzern gilt nach Informationen des «kicker» derzeit Heiko Herrlich als Favorit – ebenfalls ein alter Bekannter in der Branche. Der 47 Jahre alte Ex-Nationalspieler ist seit seinem Abgang bei Bayer Leverkusen im Dezember 2018 ohne Verein. Schon im Sommer-Trainingslager der Mainzer in Grassau hatte Herrlich mehrmals vorbeigeschaut und sich ein Bild von der Mannschaft gemacht.
Vor seinem Engagement bei der Werkself hatte der ehemalige Bundesligaprofi Jahn Regensburg von der Regionalliga bis in die 2. Liga geführt. Herrlich arbeitete auch schon im Nachwuchsbereich von Borussia Dortmund, Bayern München und beim Deutschen Fußball-Bund.
Vorerst leiten die bisherigen Schwarz-Assistenten Jan-Moritz Lichte und Michael Falkenmayer das Training beim Drittletzten der Tabelle, der nur zwei Punkte mehr auf dem Konto hat als der 1. FC Köln. Der dritte Co-Trainer Michael Thurk wurde am Montag von seinem Amt entbunden und soll eine andere Aufgabe erhalten.
Die beiden Interimstrainer werden wohl bald wieder ins zweite Glied rücken, obwohl Lichte 2011 sogar Jahrgangsbester bei der DFB-Ausbildung zum Fußballlehrer war. Man wolle nicht wieder einen Trainer aus dem eigenen Stall befördern, wie einst Jürgen Klopp und Thomas Tuchel, «nur um dieses Bild weiter zu malen», stellte Sportvorstand Rouven Schröder klar. «Wir haben wunderbare Trainer, aber man muss auch über den Tellerrand hinaus schauen. Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Trainer verpflichten, der nichts mit Mainz intern zu tun hat.»
Fotocredits: Roberto Pfeil
(dpa)