Keine Angst vor der Kloake: Segler mit Galgenhumor
Rio de Janeiro – Die Kloake Olympia-Revier hat Segel-Vizeweltmeister Philipp Buhl zu einer gewissen Berühmtheit verholfen. «Ich war im „Aktuellen Sportstudio“, da wäre ich nie gewesen, wenn das Wasser sauber wäre», erzählte der deutsche Medaillen-Kandidat im Laser.
«Das Wasser», sagt Buhl, «ist deutlich schlechter als überall sonst, wo wir segeln. Das war jetzt zwei Jahre irgendwie Thema.»
Buhl war schon oft in der stark verschmutzten Guanabara-Bucht von Rio de Janeiro – geschadet hat es ihm nicht. «Meine Bilanz ist positiv. Ich war fünf Mal hier und bin fünf Mal gesund nach Hause gekommen.» Deutschlands Olympia-Arzt Bernd Wolfarth beruhigt vor dem Auftakt am Montag: «Die Gesundheitsgefahr ist nicht überdurchschnittlich hoch. Wir haben keine Infektionen im größeren Ausmaß gesehen.»
Buhl findet es «nicht so schön, wenn man das Wasser ins Gesicht bekommt». Doch die Wasserqualität im Hafenbereich sei verbessert worden. Die Kloaken-Einlässe seien vorübergehend wohl gesperrt worden. Draußen auf den Regatta-Bahnen hänge die Wasser-Qualität von der Tide und den Strömungen ab.
Auch der im vergangenen Jahr in Folge einer bakteriellen Infektion erkrankte Erik Heil, der nach dem Rio-Aufenthalt mit einem Zentimeter tiefen Loch im Bein in der Berliner Charité hatte behandelt werden müssen, startet angstfrei in die Regatta: «Wir haben oft in Rio trainiert. Nur einmal ist etwas passiert.»
Mehr Sorgen als um Infektionen machen sich die Segler über den Müll im Meer. RS:X-Surfer Toni Wilhelm, Olympia-Vierter von 2012, sagt: «Wir hatten im Training hier Tage, da konnt man keine 100 Meter geradeaus fahren, ohne etwas an der Finne zu haben. Am schlimmsten ist es auf den Innenkursen, also auch dem Kurs ‚Zuckerhut‘ für die Medaillenrennen.»
Vor allem bei Flut und Regen häufen sich in Landnähe die im Wasser treibenden Abfälle. «Ich musste in einem Rennen sieben Mal anhalten, um den Müll loszuwerden», sagt Wilhelm, «es wäre für jeden Sportler der absolute Alptraum, durch Müll eine verdiente Medaille zu verlieren.»
Fotocredits: Kai-Uwe Wärner
(dpa)