Jonker-Effekt in Wolfsburg verpufft
Gelsenkirchen – Der VfL Wolfsburg ist zurück in der Krise. Mit finsterem Blick und deutlichen Worten kommentierte der als Retter geholte Andries Jonker den bedenklichen Auftritt seines Teams beim 1:4 (0:2) gegen den FC Schalke 04.
«Die ersten 20 Minuten waren grottenschlecht, die ersten drei Minuten in der zweiten Halbzeit waren grottenschlecht. Mit solch einer Vorstellung habe ich nicht gerechnet», klagte der Fußball-Lehrer. Die Aufbruchstimmung nach seinem Amtsantritt Ende Februar mit zunächst fünf Partien ohne Niederlage scheint verflogen. Dennoch gab sich der Niederländer kämpferisch: «Ich verfalle nach 23 sauschlechten Minuten nicht in Panik. Wir müssen ruhig bleiben.»
Dennoch besteht Anlass zu großer Sorge. Nach zwei Niederlagen binnen vier Tagen stehen die Wolfsburger noch schlechter da als beim Abschied von Jonker-Vorgänger Valérien Ismaël. Vor rund sechs Wochen betrug der Abstand zum Relegationsplatz nicht nur einen, sondern zwei Punkte. Anders als beim 0:1 drei Tage zuvor gegen Freiburg präsentierte sich der VfL auf Schalke wie ein Abstiegskandidat. «Die letzten Spiele waren eigentlich okay. Aber heute war es einfach richtig schlecht», gestand Mittelfeldspieler Daniel Didavi, «wir haben als ganze Mannschaft versagt.»
In Gelsenkirchen geriet die Abwehr gleich mehrfach gehörig ins Wanken. Das nutzten die Schalker Torschützen Guido Burgstaller (6./77.), Leon Goretzka (23.) und Daniel Caligiuri (48.) eiskalt aus. «Es hat mich in Erstaunen versetzt, wie meine Mannschaft verteidigt», kommentierte Jonker.
Doch bei aller Kritik an der Abwehrleistung in Gelsenkirchen bleibt die Offensive der größte Schwachpunkt des Teams. Unter der Regie von Jonker hat bisher nur Mario Gomez getroffen – das immerhin gleich sieben Mal. So war es auch am Samstag dem Nationalspieler vorbehalten, mit seinem insgesamt 13. Saisontor (79./Foulelfmeter) zumindest für Ergebniskosmetik zu sorgen.
Angesichts der problemarischen Lage wird das Duell am kommenden Spieltag gegen den FC Ingolstadt zum Schlüsselspiel. «Da müssen wir unseren Fans zeigen, dass das 1:4 ein Ausrutscher war und uns der Ernst der Lage bewusst ist», sagte Didavi. Ähnlich sah es Sportchef Olaf Rebbe: «Wir müssen versuchen, das Gesicht zu zeigen, das wir in Leipzig und in Leverkusen gezeigt haben und Tore schießen.»
Anders als die Wolfsburger vergrößerte der FC Schalke den Abstand zu Rang 16 – auf beruhigende acht Punkte. Im Vergleich zum 0:3 in Bremen wirkte das Team wie ausgewechselt. «Eine bessere Antwort kann man kaum geben», befand der ehemalige Wolfsburger Caligiuri.
Selbst die erneute Qualifikation für die Europa League scheint nach dem couragierten Auftritt wieder möglich. «Wenn man auf die Tabelle schaut, war das heute ein sehr wichtiger Sieg», kommentierte Trainer Markus Weinzierl, «so nah waren wir noch nie dran an Platz fünf.»
Zudem taugte der siebte Heimsieg über die «Wölfe» in Serie zur positiven Einstimmung auf das Europa-League-Viertelfinale gegen Ajax Amsterdam. «Diesen Schwung wollen wir mitnehmen», sagte Weinzierl.
Es passte ins Bild von einer Trendwende, dass auch Burgstaller nach zuvor vier Partien ohne Torerfolg wieder traf. Der erst in der Winterpause aus Nürnberg verpflichtete Angreifer entpuppt sich mehr und mehr als verlässliche Größe. Die Saisontreffer fünf und sechs im des Österreichers im zwölften Spiel in Königsblau bejubelte der Stadionsprecher mit den Worten: «Der Alpenbomber hat wieder zugeschlagen.»
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(dpa)