Ismaël kämpft um Chance in Wolfsburg
Wolfsburg – Für seine Chance auf die Rückkehr in den Profi-Fußball räumt Valérien Ismaël gleich mal mit alten Vorbehalten auf.
Der Interimscoach des abgestürzten Bundesligisten VfL Wolfsburg will bis auf weiteres nicht mehr zwischen der niedersächsischen Provinz und seinem Hauptwohnsitz in München hin- und herpendeln. «Ich habe auch eine Wohnung hier und bin hier sesshaft», sagte der bisherige Wolfsburger Regionalliga-Coach nach seine vorübergehenden Beförderung zum Nachfolger des beurlaubten Dieter Hecking: «Meine ganze Energie gilt jetzt dem VfL.»
Ismaëls Familie muss sich also gedulden. Der 41-Jährige scheint entschlossen, mit guten Ergebnissen am Samstag in Darmstadt um am Mittwoch drauf im Pokal beim Zweitligisten Heidenheim seine Position zu verbessern. «Wenn die Resultate positiv sind, ist das denkbar», sagte Sportchef Klaus Allofs auf die Frage, ob aus der Interims- eine Dauerlösung werden könne: «Ich denke, dass er keine Notlösung ist.»
Ismaël winkt die zweite Chance im Profi-Fußball. Die erste ging 2014 ziemlich daneben. Beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg scheiterte der frühere Profi von Werder Bremen, Bayern München und Hannover 96 schnell. Nur vier Monate war er bei den Franken im Amt und vermittelte anschließend den Eindruck, als habe er vor allem Probleme mit den Begleiterscheinungen des modernen Profi-Fußballs.
«Es ist nicht so, dass das Sportliche immer das Wichtigste ist», sagte Ismaël vor einigen Monaten im Interview dem Internetportal spox.de: «Bevor ich hundertprozentig kapieren konnte, wie dieser Verein tickt und wie schnelllebig der moderne Fußball sein kann, war es leider schon zu spät.» Die Aufgaben als Trainer von Reserveteams der Proficlubs – vor der U23 des VfL coachte Ismaël die zweite Mannschaft von Hannover 96 – schien ihm mehr zu liegen. «Das war nur ein Eindruck», formulierte er nun darauf angesprochen klar und knapp.
«Er hat sofort gesagt: Ich bin bereit», berichtete Allofs, der in seiner damaligen Funktion als Manager in Bremen Ismaël 2003 bereits als Spieler zu Werder holte und in ihm später ein Trainer-Talent sah. 2013 warb er den früheren Abwehrspieler bei 96 ab. «Ich habe ihn geholt, weil er ein Kandidat für die erste Liga ist», sagte Allofs.
Beobachter in Wolfsburg wollen das trotz allem nicht glauben und halten die Äußerungen des VfL-Sportchefs für eine bewusste, aber eben nur vorübergehende Stärkung Ismaëls vor den kommenden Aufgaben. In den vergangenen Jahren versicherte Allofs in der Tat gerne mal mit Unschuldsmiene Dinge und machte kurz darauf das genaue Gegenteil. «Allofs hat sich längst auf die Suche nach einer größeren Lösung begeben», schrieb die «Wolfsburger Allgemeine Zeitung» etwa.
Tatsächlich steht der Volkswagen-Club nicht gerade im Ruf, Talente aufzubauen. Manchmal hat man den Eindruck, den VW-Bossen kann es gar nicht mondän genug sein. Nicht immer passen diese Vorstellungen dann mit denen der gehandelten Kandidaten beim Gedanken an Wolfsburg überein. Bislang werden André Breitenreiter, der Portugiesen André Villas-Boas oder Ex-Profi Murat Yakin gehandelt. In die Kategorie «große Lösung» passt höchstens der bisherige St.Petersburg-Trainer Villas-Boas.
Fotocredits: Hermann Hay
(dpa)