Institutionelle Anleger verändern die Finanzmärkte

Die Zeiten, in denen sich mit gängigen Kapitalmarktmodellen, wie zum Beispiel dem Capital Asset Pricing Model (CAPM), der Verlauf von Aktienkursen weitgehend erklären ließ, sind vorbei. Zu dieser Entwicklung maßgeblich beigetragen haben institutionelle Anleger, deren Einfluss an den internationalen Kapitalmärkten in den letzten Jahrzehnten immer größer geworden ist.

Institutionelles Anlageverhalten unterscheidet sich von privatem

Mittlerweile halten institutionelle Anleger, wie Banken, Versicherungen und große Pensionsfonds, rund 60 Prozent des Kapitals an den internationalen Börsen. Damit bestimmen sie entscheidend das Marktgeschehen. Anders als private Anleger unterliegen sie bei ihren Kauf- und Verkaufsentscheidungen strengen gesetzlichen Restriktionen. So ist zum Beispiel der Anteil der Liquidität an ihrem Gesamtportfolio ebenso begrenzt wie der ihres maximal zulässigen Aktienengagements. So erfüllen sie nicht die Voraussetzungen, die Anlegern beim CAPM unterstellt werden, weil sie ihren Liquiditätsanteil nicht beliebig erweitern oder reduzieren können. Auch die Aufnahme von Krediten zur Finanzierung von Aktienkäufen ist ihnen untersagt.

Neue Erklärungen und Modelle werden erforderlich

Da nicht zu erwarten ist, dass sich an der Dominanz der institutionellen Anleger in den nächsten Jahren etwas ändern wird, sind neue Erklärungsmuster gefragt, um die Kursveränderungen besser verstehen zu können. Ein Ansatzpunkt könnte dabei die Bevorzugung von Aktien mit hoher Volatilität bieten. Denn Experten haben herausgefunden, dass professionelle Anlagemanager von Banken und Versicherungen Aktien mit besonders großer Schwankungsbreite bevorzugen. Die Ursache für dieses Verhalten sehen sie in der Selbsteinschätzung der institutionellen Anleger, die meinen, den Markt überdurchschnittlich gut beurteilen zu können. Deswegen suchen sie gezielt nach Werten, bei denen sie ein großes Kurspotential sehen. Das damit auch immer verbundene Risiko ignorieren sie weitgehend, da sie meinen als Experten davon kaum betroffen zu sein.

Kapitalmärkte und Aktienbewertung schwer vorhersehbar

Nicht einfacher wird die Identifikation von Mustern an den Aktienmärkten durch die Tatsache, dass neues Wissen oft nur eine geringe Halbwertszeit besitzt. Anleger versuchen immer, neue Erkenntnisse zu nutzen, um eine bessere Performance zu erzielen. Dies bewirkt als Folge oft, dass die erkannte Verhaltensstruktur wieder verschwindet. Es bleibt also abzuwarten, ob es den Kapitalmarktforschern und Finanzexperten – wie beispielsweise von Thomaslloyd – in absehbarer Zeit gelingen wird, ein komplexes und realistisches Modell zu präsentieren, mit dem Kursverläufe plausibel erläutert und im besten Fall sogar vorhergesagt werden können.

 

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