Impulsiv wie Pesic: Neu-Bayer Djordjevic will Medaille

Rio de Janeiro – An die Basketballer des FC Bayern verschwendet Aleksandar Djordjevic bei Olympia zumindest öffentlich noch keinen Gedanken. Mit einem energischen Kopfschütteln wehrt der serbische Nationaltrainer in Rio de Janeiro jede Frage nach seinem neuen Arbeitgeber aus München ab.

«Nein, nein», sagt der 48-Jährige. «Wir reden hier nur über Olympia.» Mit seinem Heimatland trifft er im Viertelfinale am Mittwoch auf Kroatien – und will den Vize-Weltmeister wie zu aktiven Zeiten zu einer Medaille führen.

Vor 20 Jahren glänzte Djordjevic, genannt Sasa, mit Jugoslawien noch als Point Guard, holt in Atlanta Silber. Er erwirbt sich den Status eines sportlichen Volkshelden, gewinnt den WM-Titel 1998, wird dreimal Europameister. Zu Beginn der Karriere übertrumpft Djordjevic bei der Junioren-WM 1987 mit dem legendären Team um Vlade Divac oder Toni Kukoc sensationell die USA – damaliger Trainer: Svetislav Pesic.

Bei den Bayern folgt Djordjevic nun auf seinen Lehrmeister. «Er hatte immer schon eine starke Führungspersönlichkeit und das richtige Verständnis für den Basketball», schwärmt Pesic von seinem früheren Spieler. «Er hat einen prägnanten Arbeitswillen, und ich bin mir 100 Prozent sicher, dass er für die weitere Entwicklung des Vereins die richtige Person ist.»

Und die Bayern bekommen in Djordjevic einen ähnlich impulsiven Coach wie bislang. Bei der knappen Niederlage gegen die US-Superstars tobte der frühere Coach von Panathinaikos Athen in Rio nach desaströsem Start schon früh an der Seitenlinie, kassierte nach nur zwei Minuten das erste Technische Foul. «Ich musste irgendwas tun, schreien und zetern, um sie aufzuwecken», erzählt er hinterher mit einem Augenzwinkern.

Djordjevic hat dem Basketball in seiner Heimat den Stolz zurückgegeben. Nach den goldenen Jahren Jugoslawiens mit drei EM- und zwei WM-Titeln binnen sieben Jahren verpasste Serbien sowohl 2008 als auch 2012 die Olympischen Spiele. Nach seinem Amtsantritt im Dezember 2013 einte Djordjevic das völlig zerstrittene Team und brachte die größten Stars wieder in die Nationalmannschaft.

Dabei orientiert er sich in seiner Überzeugungsarbeit vor allem an den Vorbildern Dirk Nowitzki und Tony Parker. «Tony oder Dirk haben den NBA-Titel gewonnen. Aber wenn sie von ihren größten Erfolgen sprechen, reden sie immer vom Nationalteam», berichtete Djordjevic in Rio. «Sie haben verstanden, worum es geht.»

Im olympischen Turnier erwischte seine Auswahl eine holprige Vorrunde, verlor in Serie gegen Australien, Frankreich und die USA. Erst mit einem Pflichtsieg über China rettete sich Serbien in die K.o.-Runde. «Es gibt mir großes Selbstbewusstsein, dass mein Team immer besser wird», sagte Djordjevic, dessen Vertrag als Nationalcoach noch bis 2019 läuft. «Wir werden bereit sein, sehr, sehr bereit.»

Fotocredits: Jorge Zapata
(dpa)

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