Hyundai Kona im Test: Stadt, Land, Strand

Berlin (dpa-infocom) – Im Großstadtdschungel wird es immer voller. Die SUV-Welle schwappt jetzt ins Segment der Kleinwagen. Kaum ein Monat vergeht deshalb, ohne dass nicht wieder ein Mini für den Matsch enthüllt wird. Diesmal ist Hyundai an der Reihe.

Hyundai schickt gegen Autos wie den Renault Captur oder den Opel Mokka-X den Kona ins Rennen. Benannt nach einem Strand auf Hawaii soll er im November in den Handel kommen und zwischen 17 000 und 19 000 Euro starten.

Farbenfrohe Strandmode statt rustikaler Westerncharme

Wo Hyundai seinen Modellen sonst gerne einen nüchternen Anstrich gibt – und deshalb fast so langweilig wirkt wie VW – machen die Koreaner beim Kona zum ersten Mal auf Lifestyle: Front und Heck sind deshalb sehr muskulös modelliert und die Flanke wirkt mit ihren scharfen Schnitten und der Finne auf der D-Säule schlank und schnell. Dazu gibt es ungewöhnlich frische Farben und auf Wunsch eine Kontrastlackierung. Dagegen sehen selbst der Mini Countryman oder der Fiat 500X in manchen Varianten ganz schon blass aus. Kein Wunder, dass sie den Kona eher am Strand oder in der Stadt sehen, als Tucson und Santa Fe im Wilden Westen.

Auch innen treiben es die Koreaner ganz schön bunt. Die vorherrschenden Töne auf den solide verarbeiteten aber wenig vornehmen Kunststoffen sind zwar auch weiterhin Schwarz und Grau und viele Details des Cockpits erinnern an den nüchternen i30. Doch wer will, kann mit eingefärbten Nähten, grellen Gurten und poppigen Anbauteilen reichlich Farbe ins Spiel bringen.

Kleine Patzer bei der Pflicht

Bei ihrer kunterbunten Kür haben die Entwickler die Pflicht nicht vergessen: Das Platzangebot des 4,17 Meter kurzen Kona ist bei 2,60 Metern Radstand gehobener Durchschnitt. Die Ergonomie ist erste Klasse und die Liste der Wunschausstattung lang. So gibt es für den kleinen Geländewagen nicht nur Assistenten wie eine automatische Notbremsfunktion oder eine aktive Spurführungshilfe, sondern auch einen freistehenden Touchscreen für Navigation und Infotainment, ein schlüsselloses Startsystem und zum ersten Mal diesseits der Oberklasse auch in einem Hyundai ein Head-Up-Display.

Bei all den Extras haben die Koreaner nur zwei mittlerweile auch in dieser Klasse wichtige Feature vergessen: Den Abstand zum Vordermann muss der Fahrer noch selber regeln und bei Nacht verblasst der Glanz des Kona, weil ihm LED-Scheinwerfer fehlen.

Spaß auf und abseits der Straße

So frech und frisch das Design, so solide ist die Technik des Mini-SUV: Das Fahrwerk ist ausgewogen, das Fahrverhalten zumindest im sportlicheren der beiden Set-Ups etwas lebendiger als bei den meisten anderen Hyundai-Modellen, und die Motoren sind gute alte Bekannte. Denn fürs Erste gibt es nur zwei Turbo-Benziner, die auch im i30 zum Einsatz kommen: Einen Dreizylinder mit 1,0 Litern Hubraum und 88 kW/120 PS oder einen Vierzylinder, der aus 1,6 Litern 130 kW/177 PS schöpft.

Mit Drehzahlen bis jenseits von 6000 Touren quirlig, und mit bis zu 265 Newtonmeter hinreichend spurtstark passt er besonders gut zum vorlauten Auftritt des Kona. Außerdem verspricht er bei einem Sprintwert von 0 auf 100 km/h in 7,9 Sekunden und einem Spitzentempo von 205 km/h tatsächlich ein bisschen Fahrspaß. Dieser Spaß hört bei Hyundai übrigens nicht dort auf, wo die Straßen enden. Denn im Gegensatz zu vielen Konkurrenten ist der Kona kein Blender, sondern wird auf Wunsch auch mit Allradantrieb angeboten.

Ab 2018 auch als Akku-Auto

Zwar sind Geländewagen per se wenig umweltfreundlich. Mit einem Normverbrauch von 7,3 Litern und einem CO2-Ausstoß von 169 g/km kommt der Kona allenfalls ins Mittelfeld des Marktes. Die neuen Diesel mit 1,6-Litern Hubraum und 85 kW/115 PS oder 100 kW/136 PS werden erst im nächsten Frühjahr fertig. Doch dafür wollen die Koreaner den Kritikern mit einer weiteren Modellvariante den Wind aus den Segeln nehmen.

Als ersten seiner Art setzt Hyundai den Kona unter Strom und bringt ihn 2018 auch als Elektroauto mit bis zu 400 Kilometern Reichweite. Spätestens damit macht der Nachzügler aus der Not eine Tugend und zieht an der Konkurrenz vorbei auf die Pole Position.

Fazit: Dieser Kleine ist ein großer Wurf

Der Mini Countryman ist verspielter, der Opel Mokka X vernünftiger und der Renault Capture vielleicht verführerischer. Doch mit seinem auffälligen Design, seinem alltagstauglichen Innenleben, der üppigen Ausstattung und dem vergnüglichen Fahrverhalten ist der Kona ein gelungener Kompromiss. So könnte der kleine Geländewagen für Hyundai zu einem großen Wurf werden. Spätestens mit dem Elektroauto könnten die Koreaner dabei einen Volltreffer landen.

Datenblatt: Hyundai Kona 1.6 T-GDI

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 1591 ccm
Max. Leistung: 130 kW/177 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 265 Nm bei 1500-4500 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik
Maße und Gewichte
Länge: 4165 mm
Breite: 1800 mm
Höhe: 1550 mm
Radstand: 2600 mm
Leergewicht: 1401 kg
Zuladung: k.A.
Kofferraumvolumen: 361-1143 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,9 s
Durchschnittsverbrauch: 7,3 Liter/100 km
Reichweite: k.A.
CO2-Emission: 169 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU6
Energieeffizienzklasse: k.A.
Kosten
Basispreis der Modellreihe: ca. 18 000 Euro
Grundpreis des Kona 1.6 T-GDI AWD: ca. 24 000 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 180 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Front-, Seitenairbags und Kopfairbags, Allradantrieb, Spurhalte-Assistent, Notbremsassistent
Komfort: Klimaanlage, Zentralverriegelung, elektrische Parkbremse
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)
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