HSV trennt sich von Trainer Hollerbach – Titz übernimmt
Hamburg – Nach der schlechtesten Bilanz eines HSV-Cheftrainers ist für Bernd Hollerbach das Intermezzo in Hamburg schon wieder beendet.
Nur 49 Tage dauerte sein Rettungsversuch beim abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten, dann teilte ihm am Montag Finanzvorstand Frank Wettstein am Telefon das Aus mit. Lediglich drei von 21 möglichen Punkten und drei Törchen aus sieben Spielen waren Hollerbachs dürftige Bilanz. Die rasante Talfahrt des einstigen Europapokalsiegers in Richtung erstmaliger Bundesliga-Abstieg soll nun der bisherige Nachwuchstrainer Christian Titz stoppen, der mit der U21-Mannschaft die Regionalliga Nord anführt.
«Wir haben die sportliche Gesamtlage nach der 0:6-Niederlage in München intensiv analysiert und diskutiert. Am Ende sind wir zur Überzeugung gelangt, dass wir im Hinblick auf unsere Chancen im Kampf um den Klassenerhalt handeln mussten», sagte Vorstand Wettstein.
Der zweite Trainertausch in dieser Saison setzt das große Aufräumen beim HSV fort. Nach dem desaströsen Auftritt der Mannschaft beim 0:6 gegen den Rekordmeister Bayern München hatte der Aufsichtsrat auf eine Trennung von Hollerbach gedrängt. Vier Tage zuvor waren bereits Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt beurlaubt worden. Die Trennung von Hollerbach war laut Wettstein zu dem Zeitpunkt nicht geplant.
Nach der kraftlosen Vorstellung in München sah das anders aus. Auch wenn der verschuldete HSV für Bruchhagen, Todt, Gisdol und nun Hollerbach weiterhin zahlen muss und damit immer tiefer ins Minus gerät. Bruchhagen soll laut «Sport Bild» zumindest auf sein Gehalt für die kommende Saison verzichten. Neu auf der Gehaltsliste erscheint Thomas von Heesen. Der frühere HSV-Profi wurde am Montag als Berater des Vorstandes engagiert. Er soll Aufgaben des beurlaubten Todt übernehmen «und die operative Sportkompetenz gewährleisten», heißt es in einer HSV-Mitteilung.
Hollerbach muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass seine Verpflichtung als Nachfolger von Markus Gisdol wirkungslos verpufft ist. «Er hat nie gejammert und sich tadellos verhalten. Unter dem Strich war aber keine wesentliche Verbesserung erkennbar, zudem haben ihm positive Ergebnisse gefehlt», sagte Wettstein. Allerdings muss Hollerbach für die Fehler anderer im Verein büßen. Mit einer wild zusammengewürfelten Mannschaft ohne echten Torjäger und Spielmacher konnte er die Wende nicht erzwingen. Gewünschte Verstärkungen in der Winterpause wurden ihm vorenthalten. «Die Mannschaft hat keine Hilfe bekommen», klagte Abwehrchef Kyriakos Papadopoulos.
Die jüngsten Personalwechsel sind auf Bestreben des neuen Aufsichtsratschefs Bernd Hoffmann erfolgt. Der 55 Jahre alte Präsident des Gesamtvereins fordert die Neuausrichtung der Fußball-AG. Erst am Samstag war er aus dem Dubai-Urlaub zurückgekehrt und hatte die Fäden für weitere Rochaden gezogen.
Hoffmann wie auch Vorstand Wettstein lasten vor allem Bruchhagen und Todt an, die falschen oder gar keine Entscheidungen getroffen zu haben. Diese Versäumnisse wollen sich die nun Verantwortlichen nicht vorwerfen lassen, wenn es um die Wahrung der allerletzten Chance im Kampf um den Klassenverbleib geht. Denn rechnerisch könnte der Tabellenvorletzte HSV, der sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsrang hat, die Rettung in acht ausstehenden Saisonspielen noch schaffen.
Zwar kann laut Satzung nur der Vorstand (sprich Wettstein) den Trainer entlassen. Doch klar ist, auf wessen Betreiben Wettstein Entscheidungen trifft, ja treffen muss. Sein Schicksal beim HSV hängt am Wohlwollen des von Hoffmann geleiteten Aufsichtsrates. Das Kontrollgremium beruft schließlich den Vorstand.
Titz steht vor einer Herkulesaufgabe. Denn seit 13 Spielen hat der Bundesligist nicht mehr gewonnen. Der 46-jährige Mannheimer muss versuchen, die schwache Offensive zu beleben. Ohne Tore kein Sieg. Mit lediglich 18 Toren sind die Hamburger das mit Abstand harmloseste Team der Bundesliga. Mit seinem Co-Trainer Soner Uysal führt er am Samstag sein neues Team gegen Hertha BSC auf den Rasen des Volksparkstadions. Es ist praktisch die letzte Chance.
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(dpa)