HSV-Punktgewinn im Hollerbach-Style – Kein Grund für «Juhu»

Leipzig – Nach dem Punktgewinn im Hollerbach-Style wollte sich der neue HSV-Trainer nicht zu früh feiern lassen.

«Es ist schön, dass wir bei der zweitbesten Heimmannschaft der Liga einen Punkt mitnehmen konnten. Das ist allerdings kein Grund, um jetzt ‚Juhu!‘ zu schreien», betonte Bernd Hollerbach. «Wir haben noch viel Arbeit in den nächsten Wochen vor uns.»

Dennoch: Der 48-Jährige griff durch, stellte fast die Hälfte der Mannschaft um, und beendete die Pleiteserie des Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga. Und das nach dem denkbar schlechtesten Start beim 1:1 (1:1) am Samstag auswärts gegen den Champions-League-Aspiranten RB Leipzig. «Alles, was ihnen in der zehnten Minute durch den Kopf gegangen ist, ist mir auch durch den Kopf gegangen», sagte HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen.

Denn nach nur neun Minuten lag der HSV nach einem schweren Fehler von Aaron Hunt, der im Mittelfeld den Ball zu leicht verlor, bei impulsiv und druckvoll beginnenden Leipzigern hinten: Bruma, 1,73 großer Portugiese, hatte die Hamburger Abwehr und Nummer-Eins-Rückkehrer Christian Mathenia überwunden.

Was nun drohte, schwante eben nicht nur Bruchhagen. Vier Niederlagen in Serie hatten Spuren hinterlassen. Was dann passierte, freute die HSV-Verantwortlichen umso mehr. «Nach dem Rückstand hat die Mannschaft Moral gezeigt und sich reingebissen», sagte Hollerbach.

So wie Hollerbach sich das vorstellt. So wie der HSV es brauchte, sechs Tage nach dem Aus von Markus Gisdol und fünf Tage nach Beginn des Hollerbach-Engagements. «Das war eine tolle Mannschaftsleistung und ein Lebenszeichen», lobte Sportdirektor Jens Todt.

Denn der HSV mit einem Kämpfer-Sinnbild wie Kyriakos Papadopoulos in der massiven Abwehr, dem in der Winterpause noch abwanderungswilligen Walace im Mittelfeld oder Torschütze Filip Kostic dämmte das Leipziger Spiel ein. Keine schnellen Attacken, kaum Ideen, nur wenige Chancen. Und im Gegensatz zu Jean-Kévin Augustins Hundertprozentiger für RB noch vor dem HSV-Ausgleich, machte es Kostic zwanzig Minuten nach dem Rückstand besser, wenn auch aus zumindest abseitsverdächtiger Position nach einem Traumpass durch Gideon Jung.

Auf Diskussionen um die Rechtmäßigkeit des Treffers, der wie aus dem Nichts kam und die Hamburger fortan ebenbürtig auftreten ließ, wollte sich Hollerbach auch erst gar nicht einlassen. «Ich denke, dass es gleiche Höhe war. Daher war es kein Abseits, sondern ein reguläres Tor.»

Das fand sein Kumpel und Leipziger Trainer Ralph Hasenhüttl allerdings gar nicht. «Ich weiß nicht, ab wie viel Zentimetern entschieden wird, dass es abseits ist.» Der Video-Schiedsrichter habe etwas anderes gesehen «als wir alle», meinte Hasenhüttl. Kostic störte das nicht: «Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft mit meinem Tor helfen konnte.»

Es war ein Punkt der Moral, aber auch für die Moral. In der Tabelle bleiben die Hamburger mit 16 Zählern auf dem 17. Platz. Am kommenden Sonntag wird Hollerbach sein Heimdebüt als HSV-Coach geben, dann müssen er und seine Schützlinge den Punktgewinn bestätigen. «Wir haben jetzt ein schweres Heimspiel gegen Hannover und müssen uns darauf vorbereiten», betonte Hollerbach.

Fotocredits: Jan Woitas
(dpa)

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