HSV kann Tabellenführer werden – «Nette Randerscheinung»
Köln – Wo der Hamburger SV steht, ist immer hinten. Diese Regel galt zumindest in den vergangenen Jahren. Diesmal könnte es anders sein.
Nach dem 1:0-Auftaktsieg über den FC Augsburg vor einer Woche können die Hanseaten schon mit einem Punktgewinn am Freitagabend (20.30 Uhr) beim 1. FC Köln erstmals seit August 2009 zumindest für einen knappen Tag die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga übernehmen.
Und das trotz der Schelte von Klaus-Michael Kühne und des Unglücksjubels von Nicolai Müller nach dessen Siegtreffer gegen den FCA. «Das ist eine nette Randerscheinung. Aber wir beschäftigen uns vor dem Spiel nicht damit», sagte Trainer Markus Gisdol zum Thema Tabellenführung.
Kühnes «Luschen»-Attacke und Müllers Kreuzbandriss sind für die Hamburger nicht mehr Gegenstand von Diskussionen. Gisdol zermartert sich aber das Hirn, wie er die Lücke stopfen soll, die der Ausfall seines torgefährlichsten Angreifers hinterlässt. «Der gesamte Kader ist gefordert», meinte Gisdol und deutete an, dass er eventuell nicht drei Angreifer, sondern zwei zentrale Spitzen auflaufen lässt.
Gisdol sucht die Alternative für Müller, Peter Stöger hat seine höchstwahrscheinlich wieder. Der Japaner Yuya Osako kehrte nach seiner Bänderverletzung rechtzeitig vor dem Freitagspiel in das Team-Coaching zurück und wird neben 16-Millionen-Euro-Transfer Jhon Cordoba im Angriff des Europa-League-Starters erwartet.
Es wäre wichtig für den FC. Offensiv, das war beim 0:1 im Bundesliga-Derby in Mönchengladbach zu sehen, fehlt noch die Durchschlagskraft eines Anthony Modeste. Da käme der 27-jährige Osako als Vorlagengeber für den Kolumbianer Cordoba und als Dribbler gerade recht. «Wir haben aufgearbeitet, was wir da falsch gemacht haben», bemerkte Stöger zum Gladbach-Auftritt. «Wir werden versuchen, es gegen den HSV zu ändern», kündigte der 51 Jahre alte Österreicher an.
Für Stöger ist das Gisdol-Team schwer einzuschätzen, wie der FC-Coach bekannte. Eines aber mache den HSV «gefährlich», wie Stöger zu einer Eigenschaft der Hanseaten wissen ließ: «Sie haben immer wieder bewiesen, sich aus schwierigen Situationen herauszuarbeiten.»
Am Spieltag schauen Fans, Spieler und Verantwortliche des FC voller Spannung nach Monte Carlo. Dort werden von 13.00 Uhr an die drei Europa-League-Gruppengegner der Kölner für deren erste Europacupteilnahme nach 25 Jahren ermittelt. Torhüter Timo Horn schweben Duelle gegen den FC Arsenal vor: «Das war schon immer einer meiner Lieblingsclubs. Und ich würde gerne mal in diesem Stadion spielen.»
Dreieinhalb Stunden vor dem Heim-Auftakt beim Aufeinandertreffen mit dem HSV wird im Kölner Dom gebetet. Schon zum vierten Mal bietet der FC eine ökumenische Andacht für Fußball-Fans an. Dabei geht es darum, Achtung, Respekt und Freude am Spiel zu würdigen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
1. FC Köln: Timo Horn – Klünter, Sörensen, Heintz, Jannes Horn – Lehmann, Hector – Risse, Bittencourt – Osako – Cordoba
Hamburger SV: Mathenia – Diekmeier, Papadopoulos, Mavraj, Sakai – Ekdal, Walace – Hahn, Hunt, Kostic – Wood
Schiedsrichter: Brych (München)
Fotocredits: Daniel Bockwoldt
(dpa)