Hertha-Sehnsucht: Bayern ärgern
Berlin – Als Spieler hat Pal Dardai es noch erlebt, Michael Preetz auch: das Hochgefühl, die großen Bayern zu schlagen. Doch das liegt weit zurück.
«Ein schönes Gefühl. Aber davon leben wir nicht mehr», sagte Hertha-Trainer Dardai vor dem nächsten Versuch der Berliner, die Münchner Startruppe in der Fußball-Bundesliga wieder einmal zu ärgern. In den vergangenen elf Partien setzte es elf Niederlagen. «Wir haben einen riesigen Respekt, aber wir wollen die Möglichkeit nutzen», ergänzte der Ungar, der vor acht Jahren beim 2:1 zu den bislang letzten Berliner Bayern-Bezwingern zählte.
«Ich habe nach meiner Meniskusoperation zu früh gespielt, ohne Training. Ich habe mich nicht viel bewegt», erinnerte sich der 40-Jährige. Damals reichte das manchmal noch gegen die Bayern. Beim Sieg gegen die Münchner im Dezember 2001 (ebenfalls 2:1) spielte der heutige Chefcoach zusammen mit dem damaligen Torjäger und jetzigen Manager Preetz (49). Aktuell sind die Kräfteverhältnisse aber viel extremer, betonte Dardai: «Selbst wenn die Bayern nicht so gut drauf sind, müssen wir über uns hinauswachsen, um irgendetwas mitzunehmen.»
Für Hertha ist die Partie am Samstag (15.30 Uhr) vor erwarteten 74 667 Fans «eine fantastische Herausforderung», sich aus einer schwierigen Phase mit bisher nur einem Sieg 2017 herauszuarbeiten, meinte Preetz: «Da taugt so ein Spiel eigentlich ganz gut.» Trainer Dardai weiß um die Gefahr, wie im Vorjahr aus der Europacup-Zone zu stürzen. Noch hält Hertha mit 33 Zählern Rang sechs. «Wir haben von den letzten sieben Bundesligaspielen nur zwei gewonnen, das ist zu dünn», sagte der Ungar.
Ob die jüngste 5:1-Gala der Münchner gegen den FC Arsenal in der Champions League nun schlecht oder gut für die Berliner ist, werde sich zeigen, meinte Dardai. Bayern-Coach Carlo Ancelotti verwies auf die Unterschiede zwischen Champions League und Bundesliga: «Die Motivation ist ein bisschen anders, wenn du ein K.o.-Spiel spielst statt Bundesliga. Die Motivation ist der Antriebsmotor für die Energie.» Natürlich wolle man immer spielen wie gegen Arsenal, «aber das ist nicht möglich».
Gegen die heimstarken Berliner (acht Siege, eine Niederlage) erwartet Ancelotti ein «schwieriges» Spiel nach dem kraftraubenden Abend unter der Woche. «Wir hatten nicht viel Zeit zum Erholen», sagte der Italiener: «Vielleicht kann ich einige Rotationen machen.» Thomas Müller dürfte nach seinem Kurzeinsatz mit Tor gegen Arsenal in die Startelf zurückkehren. Auch Joshua Kimmich, Juan Bernat, Rafinha, Renato Sanchez oder Kingsley Coman stehen zur Verfügung. Franck Ribéry und Jérôme Boateng sind dagegen noch nicht bereit.
Bei Hertha wird es mit darauf ankommen, ob die Offensivkräfte Vedad Ibisevic und Salomon Kalou ihre Torgefahr aus der Hinrunde wiederfinden. Ibisevic hat seit seinem 100. Bundesliga-Tor im vergangenen November nicht mehr getroffen. Kalou leistete sich zuletzt auf Schalke (0:2) einen mitentscheidende Defensiv-Fehler. «Vertrauen ist das Wichtigste bei den so genannten Künstlern», sagte Dardai über seine derzeit vielleicht größten Problemfälle.
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(dpa)